Hauptrolle in TV-Serie „Charité“: Diese Zingsterin
kennt jetzt ein Millionenpublikum
Lilly von Klitzing hatte in dieser Woche ihren großen
Auftritt. In der finalen Folge der dritten Staffel der ARD-Serie „Charité“ spielte die Zingsterin eine Hauptrolle. 5,31 Millionen Menschen sahen am Dienstag zu. Der Beginn einer großen Karriere?
Nicht unbedingt,
Die Geschichte des wohl renommiertesten Krankenhauses
Deutschlands, Stars wie Uwe Ochsenknecht oder Nina Gummich, mehr als fünf Millionen Zuschauer am Fernsehgerät: Und mittendrin eine Zingsterin. Die TV-Serie „Charité“ gehört wohl zu den derzeit
erfolgreichsten Produktionen der ARD. In dieser Woche ging die dritte Staffel zu Ende. Lilly von Klitzing spielte in der letzten Folge eine Hauptrolle. Am Dienstagabend wurde die Folge
ausgestrahlt.
„Es ist schon ein bisschen komisch, sich selbst im TV
zu sehen“, sagt die 19-Jährige. Bereits am 5. Januar, als die Folge in der ARD-Mediathek im Internet veröffentlicht wurde, hatte sie sich die Episode mit ihrem Freund und ihrer Tante angeschaut.
„Ich war total aufgeregt.“ In der Mediathek wurde die 3. Staffel der Serie mehr als acht Millionen Mal aufgerufen.
Ein durchaus großes Publikum, das die 19-Jährige in
Aktion sah. Nach der Ausstrahlung in dieser Woche stand ihr Handy kaum noch still. Zur Freude der jungen Schauspielerin: „Es haben sich Leute gemeldet, von denen ich ewig nichts mehr gehört
habe.“
Gefährliche Dreharbeiten für ARD-Serie
„Charité“
Lilly von Klitzing spielte in der finalen Folge der
Staffel das Mädchen Katharina, eine Weltklasse-Turnerin aus Westdeutschland, die in der Berliner Charité in der DDR behandelt wird. Zweimal reiste von Klitzing zur Vorbereitung zum Set. Fünf
Drehtage waren für die Zingsterin bei ihrem dritten Besuch vorgesehen. „Es war sehr schön. Die Leute waren unglaublich. So viele tolle Menschen, die das mit Liebe, Leidenschaft und Ehrgeiz
machen. Und niemand war irgendwie abgehoben.“
Die Zingster Schauspielerin Lilly von Klitzing in der
TV-Erfolgsserie „Charité“. Quelle: privat
Die Szenen wurden in Tschechien gedreht. Und so ganz
ungefährlich waren die Dreharbeiten für Lilly von Klitzing nicht. In einer Szene musste sie auf einem Geländer oberhalb einer Treppe Turnübungen machen. „Ich war zwar mit einem Gürtel gesichert.
Aber meine Hand und mein Fuß waren trotzdem direkt an der Kante“, erinnert sich die 19-Jährige.
Rüstzeug für „Charité“-Rolle aus der
Region
Glücklicherweise hat von Klitzing in ihrer Kindheit in
der Region das nötige Rüstzeug für die Rolle beziehungsweise diese Szene bekommen – und zwar beim PSV Ribnitz-Damgarten. 2001 wurde Lilly von Klitzing in Gera geboren. 2004 zog ihre Mutter von
dort aus nach Zingst. Von ihrem 7. bis 14. Lebensjahr war Lilly von Klitzing, die die Freie Schule Prerow besuchte, in der Turnabteilung des PSV aktiv, betreut von Trainerin Ingrid Pitschner.
„Eine ganz tolle Frau“, erinnert sich die 19-Jährige.
Eine Zeit lang musste sie allerdings auf das Turnen
verzichten. Mit 14 wechselte Lilly von Klitzing auf die Landesschule Pforta, ein Internat in Naumburg in Sachsen-Anhalt. Dort verletzte sie sich schwer. Nach ihrem Umzug nach Greifswald, hier hat
sie vor etwa einem Jahr eine Ausbildung zur Krankenschwester begonnen, habe sie mit dem Turnen wieder begonnen.
Ihre ersten Schritte in der Schauspielerei hat von
Klitzing ebenfalls in der Region gemacht. Bereits mit zehn Jahren stand sie erstmals vor der Kamera, und zwar in einer kleinen Rolle für einen Krimi, der in Wustrow gedreht wurde.
„Richtig angefangen hat es aber mit den ‚Heiden von
Kummerow‘“, sagt Lilly von Klitzing. Das alljährliche Kinder-Casting für die Darß-Festspiele hatte sie zwar verpasst, beworben hat sie sich trotzdem. Weil alle Mädchenrollen bereits besetzt
waren, übernahm von Klitzing in ihrem ersten Jahr bei den Darß-Festspielen eine Jungenrolle. Zwei Jahre gehörte sie zum Ensemble der „Heiden von Kummerow“. „Es war anstrengend, aber die Auftritte
haben so viel Spaß gemacht“, erinnert sie sich.
Doch wie kommt man von der Open-Air-Bühne auf dem Darß
ins Fernsehen? „Ich habe mich einfach beworben“, sagt Lilly von Klitzing. Und zwar bei einer Künstleragentur. Unter anderem musste sie dafür ein Bewerbungsvideo drehen, in dem sie mehrere Szenen
spielte. „Ich war überglücklich, als der Anruf der Agentur kam, dass ich dabei bin.“
Von Robert Niemeyer
OSTSEE-ZEITUNG, 22.06.2019
Sommeranfang mit den Heiden von Kummerow
Die Premiere „Die Augenbinde der Justitia“ wurde Freitagabend auf der Freilichtbühne in Born mit großem Erfolg gefeiert.
Im Gericht erklärt Förster Drosselberg, Niklas Ziemann, was in der Fischsache am Schwarzen See passierte. Quelle: Elke
Erdmann
Born
Das Pommernlied klingt an, Vögel zwitschern in den hohen Bäumen an der Freilichtbühne in Born. Die Abendsonne bescheint sie. Nachtwächter Bärensprung, Hartmut Dobecki, schlurft über die Bühne und tritt gnadenlos eine Schnecke tot. „De verfolgt mi de ganze Tiet.“ Da
greift Unterwachtmeister Kaspar Mauser, Niklas Ziemann, ein. „Wär dat nödig?“ Es ist Sommeranfang und damit eine frühe Premiere der 7. Episode für „Die Heiden von Kummerow“ nach dem Roman von Ehm Welk (1884-1966). Dessen
Nachfolgeroman „Die Gerechten von Kummerow“ nahm Intendant und Regisseur Holger Schulze unter die Lupe und wurde für „Die Augenbinde der Justitia“ fündig. Mit seiner Inszenierung
ist er nah am Text und politisch aktuell.
Wie sieht sie aus, die römische Göttin der Gerechtigkeit und des Rechtswesens? Ehm Welk hat
Justitia beschrieben. „Mit einem Säbel und einer Waagschale in der Hand und einer Binde vor dem Kopf, als wolle sie Blindekuh spielen.“ Holger Schulze lässt sie in dem professionell gestalteten Programmheft über den Wolken von Kummerow thronen, aber die Augenbinde ein bisschen lüften. Diese verdeutlicht symbolisch, dass das Recht ohne Ansehen der Person, nach
sorgfältiger Abwägung der Sachlage gesprochen und schließlich mit der nötigen Härte durchgesetzt wird. Dafür hat Justitia das Richtschwert in der Hand. Kein gewöhnliches, sondern das
Reichsgericht von Berlin wird verhandeln und alles „auseinanderpolken“, was sich in dem Dorf
im Bruch zugetragen hat. Nicht nur die grässliche Pferdegeschichte des Müllers Düker, sondern auch die Verfehlungen des Gemeinderates um den alten Kuhhirten Krischan Klammbüdel, den sie ohne Papiere einstellten, 24 Jahre ohne Lohn arbeiten ließen und keine Marken für ihn
klebten. Dirk (Oke) Möller spielt den Richter und den klugen Gottlieb
Grambauer, der am besten weiß, wie sie aus der Misere kommen könnten.
Die 7. Episode des Romans „Die Heiden von Kummerow“ von Ehm Welk wurde am Freitagabend erstmals präsentiert. Das Publikum war begeistert von dem neuen Stück.
„Zwischen Genie und Wahnsinn“
Das Gasthaus „De Kraug“ ist der zentrale Ort, wo Gerd Scharmberg, Borns Bürgermeister im
wahren Leben, als Dorfschulze und Wirt agiert. Die Rolle ist ihm auf den Leib geschrieben. Selbst der Richter lässt sich zu den Worten hinreißen: „Manchmal weiß ich nicht mehr, wo die
Grenze zwischen Genie und Wahnsinn liegt.“ Schon am frühen Morgen lädt der Wirt den süffisanten Pastor Breithaupt, den Heribert Gietz seit 2013 gekonnt gibt, zum „gauden Richtenberger“ ein und schenkt dem Hungrigen ein verdorbenes Käsebrot, „dat wech möt“. Auch beim
Grambauer ist er nicht willkommen. „Minsch, wie sünd biet äten.“ Wie ungastlich! Holger
Schulze zieht durch etliche Szenen ein Leitseil, das soziales Verhalten fordert.
Fünf Kinder – Theodor Hesse (10), die Brüder Alexander (11) und Gregor (8) Mau, Hannah Puttrich (11) und Karlotta Troschke (12) – beleben brillant das Stück. „Die Schulen haben Verständnis und unterstützen die Kinder. Anfang Mai ging es schon los mit den
Proben“, sagt Literaturwissenschaftlerin Nina Hesse und Mutter von Theodor, der den intelligenten Martin Grambauer mimt. „Es ist ein schönes Ensemble. Die Kinder sind zusammengewachsen und freuen sich aufeinander.“
Premiere up platt
Sonja Hahm in der Rolle der drallen Adele Kienbaum und Doris Pagel wortwitzig als
Auguste Grambauer sorgen für ganze Lachsalven sowie Kaspar Mauser und der gleichaltrige Janne
Eric Michaelis als kaiserlicher Marinesoldat, der zum rosa Rammler mutiert. Stephanie Mauche mimt den Sekretär des Richters und Jörg Burmeister debütiert reuevoll als Bauer
Wilhelm Trebbin. Das von Holger Schulze geschriebene Bühnenstück hält etliche Überraschungen bereit. Rein erfunden ist Martha Müller-Grählert, die postum in Japan, wo sie
wirklich ab 1911 drei Jahre mit ihrem Ehemann, dem berufenen Professor, lebte, durch Petra Schwaan-Nandke zu Wort kommt. Dort trifft sie fiktiv auf Krischan Klammbüdel. Eine reizende Inszenierung, die wie das moderne Skypen wirkt.
Was Holger Schulze mit Produktionsleiterin Sylvia Karow und durch entsprechende Masken von Beate
Hentschel auf die Bühne bringt, wurde zur ausgebuchten Premiere up platt mit viel Applaus und einem Blues funk von Dirk Möller gefeiert. Wer am Schluss mitsingen möchte, sollte das Ostseewellenlied von Martha Müller-Grählert lernen.
Elke Erdmann
OSTSEE-ZEITUNG, 19.06.2019
Dreimaster legt auf Freilichtbühne in Born an
Kurz vor der Premiere der Darß-Festspiele beginnt bei den Akteuren das große Kribbeln. Auf den letzten Drücker werden technisch anspruchsvolle Szenen geprobt.
Wenige Tage vor der Premiere werden auf der Freilichtbühne in Born technisch anspruchsvolle Manöver geprobt. Quelle: Timo Richter
Born
Wasser schwappt an Bord, ein Platschen ist zu hören – gar nicht so einfach ist es, einen Dreimaster auf der Freilichtbühne in Born festzumachen. Die
Besatzung müht sich redlich Wellen darzustellen und gleichzeitig ein einigermaßen galantes Anlegemanöver hinzubekommen. Problem: Der Kapitän ist gar nicht an Bord.
Kapitän ist Holger Schulze. Der Intendant und Regisseur der Darß-Festspiele gibt seine
Kommandos von den Zuschauerreihen aus. Das ist zwei Tage vor der Premiere die Brücke. Das Kribbeln kurz vor der Premiere des neuen Stücks „ Die Heiden von Kummerow – die Augenbinde der Justitia“ wird stärker. Geprobt werden in der letzten Phase der Vorbereitung nur noch
technisch anspruchsvolle Szenen, darunter das Anlegen des Dreimasters namens „Blücher“.
Kein Gepuzzel mehr
Die neue Episode aus der Ehm Welk’schen Romanvorlage ist natürlich fertig. „Jetzt wird nicht mehr gepuzzelt“, sagt Holger Schulze. Doch ganz zufrieden ist der Intendant der Darß-Festpiele noch nicht. Zwar sind die Schauspieler alle gut drauf, die Texte sitzen. Aber
Anschlüsse empfindet Holger Schulze zuweilen noch als zu lang.
Anschlüsse, Anschlüsse, Anschlüsse lautet denn auch das Credo des Theatermachers, schließlich soll das Publikum nicht in ein handlungs- beziehungsweise textloses Loch fallen. Holger Schulze ist Profi, will nichts dem Zufall überlassen. Meistens kommt es dann doch anders. Lacher
erfolgen nicht nach erwarteten Stellen im Programm, dafür aber gerne völlig unerwartet. Die Schauspieler, denen Holger Schulze gerade die Pausen zwischen einzelnen Szenen ausgetrieben hat, müssen dann doch wieder innehalten. „Das ist das Wunder am Theater“, sagt
er.
Unergründliches Publikum
„Das Tier namens Publikum werde ich nie ergründen können“, zeigt sich der Intendant der Darß-Festspiele überzeugt. Zusammen mit den Mitspielern freut er sich nun auf die Premiere am
Freitagabend, auf platt „so as gewöhnlich“. Immerhin starten die Darß-Festpiele nun in die 17. Saison, zum zehnten Mal findet die Spielzeit auf der Freilichtbühne in Born statt, nachdem der Festpielverein nach unendlichen Querelen mit einem Anlieger der einstigen
Freilichtbühne in Wieck die Segel gestrichen hatte.
Routine ist bei Holger Schulze darum immer noch nicht eingekehrt. Nach der regelmäßig
ausverkauften Premiere kommt bei dem Intendanten regelmäßig Panik auf. Denn erfahrungsgemäß sind die nachfolgenden Aufführungen selten gut gebucht. „Es dauert immer rund eine Woche, bis
es sich herumgesprochen hat, dass die Spielzeit begonnen hat“, sagt Holger Schulze – trotz
intensiver Werbung. Doch dann sind die Besucher auf einmal alle da, in diesem Jahr lässt sich das aufgrund weiter gestiegener Vorbuchungen sogar noch besser planen, und die Panik
verkriecht sich.
Optimismus mit Wehmut
So optimistisch Holger Schulze nun auch auf die neue Spielzeit blickt, ein wenig Wehmut
schwingt stets mit: Denn mit dem „Weißen Rössl – am Ostseestrand“ hat der Intendant nicht nur die für ihn beste, sondern auch vom Publikum als beste Inszenierung bezeichnete Stück auf die
Bühne gebracht. Das war im Regensommer im Jahr 2011, „leider ist die tolle Inszenierung in jenem Jahr komplett abgesoffen.“ Und dann war das Stück auch noch die bis dahin teuerste
Produktion der Darß-Festpiele.
Grundsätzlich sieht sich der Intendant auf einem guten Weg. Allein für den Einlass hat Holger
Schulze noch große Lücken. Gesucht werden Interessenten, die während der Spielzeit regelmäßig zur Einlasskontrolle eingesetzt werden können. Der Zeitaufwand beträgt an regulären
Veranstaltungsabenden gut eine Stunde. Der Einsatz wird honoriert. Interessenten melden sich bitte unter Telefon 038234-55812 oder per E-Mail an info@darss-festpiele.de. Unter der
Internetadresse www.darss-festspiele.de sind sämtliche Veranstaltungen der diesjährigen Spielzeit sowie weitere Informationen zu Preisen und Sitzplatzkategorien zu recherchieren.
Timo Richter
OSTSEE-ZEITUNG, 13.06.2019
Plattdeutsch pflegen und erhalten
In der Region zwischen Barth und Ribnitz-Damgarten hat die Regionalsprache viele Freunde.
Platt spielt auch bei den Darß-Festspielen, in deren Rahmen seit 2013 „Die Heiden von Kummerow“ auf die Freilichtbühne in Born gebracht werden, eine große Rolle. Das diesjährige Stück, „Die
Augenbinde der Justitia“, feiert am 21. Juni Premiere. Quelle: Darß-Festspiele
Ribnitz-Damgarten
Stirbt Plattdeutsch aus? Eine Frage, die sehr kontrovers diskutiert wird. Während die einen davon ausgehen, dass diese Sprache in wenigen Jahrzehnten nicht mehr existieren wird, sehen
andere das Plattdeutsche wieder im Aufwind. OZ hörte sich in der Region zwischen Barth und
Ribnitz-Damgarten um.
Zu denen, die sich sehr intensiv um die Pflege und Vermittlung von Plattdeutsch kümmern, gehört Joachim Ballwanz aus Ribnitz-Damgarten. Mit seinen beiden Büchern „Pommern im Herzen“ landete er einen echten Coup. Das Interesse war und ist riesengroß.
Dass das so ist, führt er vor allem darauf zurück, dass alle seine Geschichten auch auf Plattdeutsch geschrieben sind. Das Interesse am Plattdeutschen sei in der älteren Generation
ungebrochen groß, sagt er. Diese Beobachtung habe er bei seinen vielen Lesungen, zum Beispiel in Pflegeheimen oder in der Bibliothek, machen können. „Für viele ältere Menschen sind
plattdeutsch vorgetragene Geschichten und Erinnerungen eine Reise in die eigene Kindheit, in eine Zeit, als Plattdeutsch noch flächendeckend gesprochen wurde.“
Bücher von Plattdeutschautor werden im Unterricht eingesetzt
Viel schwieriger sei es, junge Menschen zu erreichen, so seine Erfahrung. Um so mehr freue es ihn, dass es in Mecklenburg-Vorpommern seit 2017 sechs so genannte Profilschulen mit dem Schwerpunkt Niederdeutsch gebe, wo Schüler die Möglichkeit haben, ab der siebten
Klasse die Sprache zu erlernen. In zwei dieser weiterführenden Schulen werden in Absprache mit dem Schweriner Kultusministerium seine Bücher im Unterricht eingesetzt.
Mittlerweile hat der Ribnitz-Damgartener auch Kontakt zum Kompetenzzentrum für Niederdeutschdidaktik der Uni Greifswald. Das ist zuständig für die Aus-, Fort- und Weiterbildung von Lehrerinnen und Lehrern sowie Fachkräften in Kindertageseinrichtungen
im Bereich Niederdeutsch. „Auch dort hat man Interesse an meinen Büchern signalisiert“, so Ballwanz.
In Barth ist unter anderem der Heimatverein sehr aktiv bei der Pflege und Vermittlung der
plattdeutschen Sprache. Dessen Vorsitzender Mario Galepp sagt, er glaube zwar nicht, dass
Plattdeutsch aussterben werde. „Aber es ist unübersehbar, dass das Interesse insgesamt rückläufig ist.“ Dem möchte man seitens des Vereins unter anderem mit dem Plattdeutschen Nachmittag
entgegenwirken. In diesem Jahr haben sich daran etwa 15 Kinder beteiligt. Die beiden Drittklässler Lara Ziegenhagen (9) und Svyati Alokhin (8) von der Nobert-Schule haben den Wettbewerb gewonnen und dürfen nun das diesjährige Kinderfest am 15. Juni eröffnen. Unterstützung bekommt der Heimatverein bei dem einstündigen Programm von
Schülern der Grundschule „Friedrich Adolf Norbert“, Lehrerin Birgit Kraushaar, dem Schulverein „Die Klette“ mit ihrer Trainerin Nicole Polenz sowie von den Bartherinnen Brigitte
Perzel und Marianne Radke. Früher hätten die Kinder Plattdeutsch in der Familie
erlernt. Doch dies sei heute eher die Ausnahme, sagt Galepp. Aus diesem Grunde komme den
Schulen eine so große Bedeutung zu. „Aus meiner Sicht wäre es gut, wenn Plattdeutsch in allen Schulen ein eigenes Unterrichtsfach werden würde.“
Regionalsprache ist an Freier Schule Prerow Unterrichtsfach
Zumindest in der Freien Schule Prerow ist das bereits Realität. Plattdeutsch ist hier für die
Schülerinnen und Schüler der Klassenstufen 1 bis 4 reguläres Unterrichtsfach. Für die Fünft- und Sechsklässler wird Plattdeutsch als Kurs angeboten, teilte die Schule auf OZ-Anfrage mit.
Das Richard-Wossidlo-Gymnasium in Ribnitz-Damgarten ermöglicht Schülerinnen und Schülern im Rahmen der Ganztagsangebote Plattdeutsch zu erlernen. „Allerdings sind es leider immer weniger
Schüler, die sich für dieses Angebot interessieren“, berichtet Schulleiterin Sigrid Schermuk.
In Zukunft soll das Thema plattdeutsche Sprache in bestimmte Unterrichtsfächer integriert werden, da gebe es erste Anfänge, so Schermuk.
Zum Teil sind es auch Kindertagesstätten, die sich der Pflege und Vermittlung der plattdeutschen Sprache annehmen. Besonders erfolgreich auf diesem Gebiet ist die Integrative
DRK-Kindertagesstätte „Boddenkieker“ in der Ribnitzer Demmlerstraße. Immerhin konnten die lütten Plattsnacker aus dieser Einrichtung bereits viermal hintereinander den Landesmeistertitel
beim Plattdeutschwettbewerb Mecklenburg-Vorpommern erringen, berichtet Kita-Leiterin
Evelin Garske stolz. Plattdeutsch klinge nicht nur gemütlich, es sei auch wesentlicher Teil
der maritimen Tradition der hiesigen Region, sagt sie. „Zu deren Pflege wollen wir gern beitragen. Damit entsprechen wir auch den Wünschen vieler Eltern.“
Plattdeutsch auf der Borner Freilichtbühne
Platt spielt auch bei den Darß-Festspielen, in deren Rahmen seit 2013 „Die Heiden von Kummerow“ auf die Freilichtbühne in Born gebracht werden, eine große Rolle. Das diesjährige Stück, „Die Augenbinde der Justitia“, feiert am 21. Juni
Premiere. Dass man dieses Stück wie auch die Vorgängerstücke nicht nur auf Hochdeutsch, sondern auch „up Platt“ auf die Bühne bringt, dafür gebe es mehrere gute Gründe, sagt Intendant
Holger Schulze. Zum einen sei es das Anliegen aller Beteiligten, einen Beitrag für den Erhalt
der plattdeutschen Sprache zu leisten. Überdies sehe er darin auch eine Wertschätzung der einheimischen Bevölkerung und ihrer Kultur sowie Tradition, zu der ganz wesentlich die
plattdeutsche Sprache gehöre.
Edwin Sternkiker
OSTSEE-ZEITUNG, 06.05.2019
Wildschweine durchwühlen Bühne der Darß-Festspiele in Born
Während eines gemeinsamen Arbeitseinsatzes haben die Mitglieder der Darß-Festspiele Bühne und Umfeld auf Vordermann gebracht. Nur die von Wildschweinen verursachten Schäden konnten noch
nicht repariert werden.
Intendant Holger Schulze und Produktionsleiterin Sylvia Karow auf der Naturbühne in Born. Quelle: Timo Richter
Born
Die neue Festspiel-Saison auf dem Darß ist eröffnet. Geschehen ist das mit einem gemeinsamen Arbeitseinsatz auf dem Gelände der Alten Oberförsterei in
Born. Produktionsleiterin Sylvia Karow jubiliert: Nicht einmal zwei Stunden hat es gedauert,
die selbst gesteckten Ziele für den Tag zu erfüllen. Wildschweine haben die Rechnung aber zum
Teil durchkreuzt. Weiträumig haben die Schwarzkittel die Bühne und deren Randbereiche während der Nahrungssuche durchwühlt. Mit Hacke und Harke konnten die Mitglieder des diesjährigen
Ensembles die Schäden, liebevoll als „Rüsselstellen bezeichnet, nicht bearbeiten.
Sowohl für den Intendanten Holger Schulze als auch für die Produktionsleiterin Sylvia Karow stellen die Löcher ernst zu nehmende Sicherheitsmängel dar. Die müssen mit schwerem Gerät
ausgebessert werden. Sylvia Karow fürchtet, dass vor allem Kinder umknicken könnten. Beim
Spielen achteten die nicht auf die Löcher auf der Bühne und könnten sich verletzten.
Stolpergefahr keine Nebensächlichkeit
Auch für den Leiter der Unternehmung, Holger Schulze, sind die Wildschweinspuren „keine
Nebensächlichkeit. Dem Intendanten der Darß-Festspiele sitzt die Zeit im Nacken. Schon am 21. Juni soll die Premiere für die neue Episode aus dem Ehm-Welk-Werk „Die Heiden von
Kummerow“ über die Bühne gehen. Geschuldet ist der frühe Beginn der Spielzeit der aktuellen
Ferienregelung. Die Probezeit bis zur Premiere bezeichnet Holger Schulze als „sportliches
Programm“.
„Die Heiden von Kummerow – Die Augenbinde der Justitia“ ist die neue Episode der
Darß-Festspiele überschrieben. Die Zuschauer dürfen sich auf ein Stück freuen, in dem den Worten Holger Schulzes zufolge, mehr Ehm Welk steckt als im Jahr
davor. Mit der inzwischen siebten Folge aus dem umfangreichen Werk Ehm Welks schlägt
Holger Schulze eine Brücke zu den Anfängen. 2013 war es, dass sich die Darß-Festspiele von
den bis dahin favorisierten Schmuggler-Episoden verabschiedete und den Heiden von Kummerow
zuwandte – und damit eine Erfolgsgschichte sondergleichen in der Historie des Festspiel-Vereins schrieb.
Maßnahme zur Team-Bildung
Nach dem gemeinsamen Arbeitseinsatz, während dem der Innenhof der Alten Oberförsterei von heruntergefallenen Ästen und Zweigen befreit wurde, der Zuschauerbereich gefegt und die
Bänke aufgestellt wurden und die Näh- und Umkleidestube im einstigen Kutscherhaus gestrichen und aufgemöbelt wurde, beginnen schon am Sonntag die Proben. Während einer Vollversammlung der
Ensemblemitglieder, der letzte Akteur stieß erst am Montag zu den Darß-Festspielen, erläutert Holger
Schulze die Eckpunkte des neuen Stücks. Noch an dem Tag soll eine Konzeptionsprobe erfolgen sowie eine Leseprobe, damit die Schauspieler die Stimmen der Mitspieler kennenlernen.
Für Holger Schulze ist so ein Subbotnik mehr als nur ein gemeinsamer Arbeitseinsatz. „Das bringt das Team zusammen“, ist der Intendant überzeugt. Denn bewährte und neue
Akteure lernten sich während so einer Aktion kennen.
Timo Richter
OSTSEE-ZEITUNG, 19.09.2018
Junge Götter auf der Freilichtbühne
Mehr Besucher und großer Zuspruch - der Intendant der Darß-Festspiele, Holger Schulze, ist zufrieden. Es konnte sogar eine kleine Rücklage gebildet werden. Kinder-Darsteller agierten auf
der Bühne wie junge Götter.
Holger Schulze hat die zurückliegende Spielzeit erfreut. Quelle: Richter Timo
Born
20 junge Götter und ein charakterstarkes Pferd haben die Darß-Festspiele in dieser Spielzeit zu einem besonderen Erlebnis gemacht. Holger Schulze, Vorsitzender des Festspielvereins
und in der Funktion eines Intendanten tätig, hat vor der Premiere Blut und Wasser geschwitzt. Er fürchtete eine Bauchlandung, überaus verspielt hatte sich der junge Schauspielernachwuchs
während der Proben gezeigt und dann auch noch die Generalprobe vergeigt. Zur Premiere war alles vergessen. „Die Kinder haben gespielt wie junge Götter“, jubiliert Holger Schulze. An die 11 000 Besucher haben die Aufführungen der Episode aus dem Ehm Welk’schen Roman
„Die Heiden von Kummerow“ gesehen. Deutlich mehr als im Vorjahr, damit wurde wieder das Niveau
der ersten „Heiden“-Aufführung nach dem Untergang der etablierten „Schmuggler“-Folgen erreicht.
Höhere Besucherzahl
Merklich atmet Holger Schulze auf. Nicht nur kann der Festspielverein durch die gewachsene Besucherzahl und damit höheren Einnahmen ein paar Euro auf die hohe Kante lege, auch habe es
Reaktionen gegeben, das sei die bislang beste Aufführung der Reihe „Die Heiden von Kummerow“
gewesen – mehr jedenfalls als in den Vorjahren.
Ergebnis erfreut Intendanten
Seit Beginn der der „Heiden“-Aufführungen haben sich die Kosten laut Holger Schulze nahezu
verdoppelt. Jetzt eine kleine Rücklage bilden zu können, begrüßt der Intendant sehr.
Schließlich sei der Festspiel-Verein im vergangenen Jahr „haarscharf an einer Pleite vorbeigeschrammt“. Dazu kommt: Ohne das Engagement Borns für die Darß-Festspiele hätte es die Vorführungen erst gar nicht mehr gegeben. Mit grausen erinnert sich Holger Schulze an die Querelen in Wieck zurück. Da hatte ein direkter Anlieger die Aufführungen regelmäßig durch das Abspielen lauter Musik gestört, gar unterbrochen, auch der Einsatz der
Kommune für die Festspiele habe sich in Grenzen gehalten. Umso mehr hat dem Intendanten die zurückliegende Spielzeit Freude bereitet.
Multimedia-Experiment gelang
Das liegt nicht allein an einem Multimedia-Experiment. Ein riesengroßes Fernsehgerät wurde in die Bühnenaufbauten integriert. Darauf wurde zum einen eine Traumsequenz gezeigt, die das
aktuelle Stück in die Vorjahresaufführungen eingeordnet hat. Und dann gab es da noch einen kleinen „Nebenspaß“, wie es Holger Schulze formuliert, indem eine reale Handlung auf dem Display weitergeht. „Damit möchte ich mehr machen“, sagt Holger Schulze. Weiß aber auch, dass dafür ein exaktes Timing erforderlich ist, das auf der Theaterbühne aber nur schwer
zu bewerkstelligen sei.Die Kinderdarsteller haben Schulze nach den anfänglichen Problemen
restlos überzeugt, „das sind die besten Kinder aller Zeiten“. Aber: Während der Proben zeigten sich die jungen Darsteller als sehr verspielt, manchen konnten noch nicht einmal das
Drehbuch selbstständig lesen. Als er während der Premiere aber „junge Götter“ auf der Borner Freilichtbühne agieren sah, maß Schulze dem Nachwuchs noch
richtig viel Potenzial zu.
Charakterstarkes Pferd
Und dann ist da noch Kowalksi. Bei Reitern auf der ganzen Halbinsel sei Kowalski als „charakterstarkes“ Pferd bekannt. Kowalski ist auf dem Reiterhof Kafka in Born zu Hause. Fast aus dem Stand springt Kowalski in den Galopp. Der Berliner Matthias Friedrich hatte seine liebe Müh’, Kowalski zu bändigen. DaBei hat er Erfahrung mit Bühnen-Pferden, galoppierte er doch auch
schon auf der Naturbühne in Ralswiek auf Rügen mit Störtebeker auf. Um auf der vergleichsweise
winzigen Bühne in Born keine Überraschungen zu erleben, wurde Kowalski vor den Aufführungen
vorsorglich müde geritten.
Gerechtigkeit im nächsten Jahr
Im nächsten Jahr geht es in Born um Gerechtigkeit. „Die Heiden von Kummerow – die Augenbinde der Justitia“ lautet der Arbeitstitel für die nächste, dann siebte Auflage der
„Heiden“. „Das wird sehr witzig“, sagt Schulze, geht es doch um den Gemeinderat, den eine
alte Geschichte einholt.
Richter Timo
OSTSEE-ZEITUNG, 04.08.2018
Das Duell am Hollerbusch
Darß-Festspiele: „Die Heiden von Kummerow“ gehen in die zweite Spielzeit
Sie schreiten zum Erntefest: Graf von Runcowricz, Mathias Friedrich, Karin Katzke als Gräfin, gefolgt von Julienne Holz als Komtess Charlotte mit Julian Block als Maximilian Stolpe aus Stettin
und Henning Michaelis als Grafensohn Eberhard. FOTOS (2): ELKE ERDMANN
Born
„Wo seid ihr, die ihr euch schlagen wollt?“, ruft Kuhhirte Krischan Klammbüddel, Kultfigur
Helge Koch, und schiebt leiser nach: „Haben wohl doch die Hosen voll, die Büxenschieter.“
Klammbüddel soll als Sekundant dienen, denn auf dem Spielplan der Darß-Festspiele steht seit
einem Monat „Das Duell“.
„Trotz der Hitze kamen bisher jeweils 300 bis 400 Zuschauer. Jedes Mal sind sie begeistert. Seit 2013 ist das Stück ein Multiplikator“, resümiert Intendant und Regisseur Holger Schulze.
„Die Kinderdarsteller ziehen ihre Familien, Freunde und Lehrer mit.“ Es ist bewundernswert, was er dem Buch „Die Heiden von Kummerow“ vom Volksschriftsteller Ehm Welk (1884 bis 1966)
und dem Folgeroman „Die gerechten von Kummerow“ abgewinnen kann. Gemeinsam mit
Produktionsleiterin Sylvia Karow und Tanzpädagogin Paola Reimers, die aus Chile stammt,
bringen sie ein turbulentes Stück auf die Bühne. Dabei gewinnen die Zuschauer auf humorvolle Weise Einblicke in die sozialen Unterschiede am Beispiel eines Dorfes.
Es gibt Zwietracht, einer gönnt dem andern nichts. Die Armut wird mit dem Kuhhirten und dem Armenhäusler Johannes Bärensprung vorgeführt, der sich klug und frech zu wehren weiß und dem es an Humor und Witz nicht mangelt. Alexander Mau (10) aus Born gibt nun diese tragende Rolle an den gleichaltrigen Jonas Mietzner aus Ribnitz-Damgarten ab.
Der Grafensohn Eberhard von Runcowricz (Henning Michaelis, Simon Schmidt) hetzt den Stettiner Maximilian Stolpe und Martin Grambauer aufeinander, sodass
sie sich am Hollerbusch duellieren wollen. Nicht wie in alten Zeiten mit Pistolen, Teschings
oder Säbeln, sondern mit einer pommerschen Schlura. Dafür setzt es vom Pastor Breithaupt (Heribert
Gietz) Ohrfeigen. Die Dorfkinder waren in der Schießkunst geübt und Martin Grambauer
(Hagen Zornow, 10) war mit Leib und Seele dabei. Den spielt nun der neunjährige Prerower
Theodor Hesse (9). Julian Block (12) aus Jahnkow bei Grimmen gab in der ersten Spielzeit wunderbar den Stettiner. Er wird von Merlin Michaelis (13) aus Born abgelöst. Der hochnäsige „Lackaffe“ spricht als einziger Bengel Hochdeutsch, die übrigen Kinder
sabbeln Platt.
Doch das Duell wird auch tänzerisch ausgetragen und löst Szenenbeifall aus. Haben Sie schon einmal auf einer Dorfbühne Kinder argentinischen Tango tanzen sehen? Zwei Erntefeste werden
gefeiert, ausgerichtet vom Grafen von Runcowricz, „Runkelfritz“, den der smarte Matthias
Friedrich aus Berlin mimt, und von seinem Widerpart, dem vermögenden und dazu
kinderreichen Bauern Wilhelm Trebbin. Nach fünf hübschen Töchtern fehlt ihm immer noch der
Hoferbe. Dirk Möller aus Neubrandenburg verkörpert den Trebbin, der auf die Störche
setzt. Kutsche, Pferde und Erntewagen, Tänze und viele heitere Szenen in reizenden Kostümen beleben das Duell, das täglich noch heute in allen Dörfern im Wortgefecht ausgetragen wird. Der
Graf zeigt sich zur klassenlosen „Ausköst“ unerbittlich gegen seine Tochter wie der König im Märchen „Der Froschkönig“. Ihm zur Seite steht die elegante Gräfin, gespielt von der
bühnenerfahrenen Karin Katzke. Sie trägt ein prachtvolles Kleid, das die 85jährige Bornerin
Christa Saatmann aus ihrem Fundus beisteuerte und die weißen Sonnenschutzhauben für die
Mädchen nähte.
Alle Inszenierungen erlebten Birgit und Hannjo Fritsche. Sie sagen: „Wir wohnen in
Unterrißdorf bei Eisleben. Da ist auch so eine Gemeinschaft wichtig. Schön war’s wieder. Und man kann sich denken, dass viel Arbeit dahinter steckt. Wir kommen wieder.“
Nach dem Bergfest am Mittwoch und dem Rollenwechsel der Kinder geht es auf der überdachten Zuschauerbühne weiter.
Elke Erdmann
OSTSEE-ZEITUNG, 13.03.2018
Neue Heiden braucht das Land
Von
Susanne Retzlaff
Casting-Show für „Kummerow“: 14 Kinder trauen sich Rolle bei den Darß-Festspielen zu
Das war kein Kinderspiel, auch wenn sich alles um spielende Kinder drehte. Am Samstag nachmittag sichtete Organisator und Intendant Holger Schulze Nachwuchs für die neue "Folge" einer
"Erfolgsserie". In diesem Sommer liefern sich "Die Heiden von Kummerow" ein "Duell" bei den Darß-Festspielen. Allerdings sind die Protagonisten des Dauerbrenners nun einmal in einem Alter, in dem
sie sehr schnell aus ihren Rollen heraus wachsen. "Einem Fünfzehnjährigen nimmt man den Zwölfjährigen einfach nicht mehr ab", erklärt Schulze, warum er alle zwei, drei Jahre ein Kinder-Casting
durchführt. 14 Talente aus der Umgebung, zwischen 6 und 13 Jahren jung, hatten ihre Eltern an die Hand genommen und waren zum Vorsprechen in den Borner Hof gekommen. Zunächst aber hieß
es Textbücher aus der Hand legen und Warmmachen. Sylvia Karow, die später auch das Sprachtraining der Darsteller übernehmen wird, bat zum "Power-Schlackern" mit Musik, blubbernd wurden Lippen
gelockert, ganze Körper "zu wildem Gummi", Konzentration und Körperbeherrschung geschult, laut brüllend und lachend innere Blockaden gelockert. - "Emil, mach doch 'mal den Martin!" Schulze steigt
mitten hinein in das neue Stück: "Das schräg Geschriebene nicht mitsprechen, Szene sieben, und bitte!" Die Comtesse schmollt, der Graf befiehlt, Martin zögert und Ulrike ist sauer. Es brodelt in
Kummerow, die Turbulenzen drohen zu eskalieren, man kennt das ja auch in Born. - "Ich kann so nicht arbeiten!", polternd lässt Schulze Theaterdonner grollen und beeindruckt angehende Darsteller
und Publikum gleichermaßen. "Jetzt reicht es mir" sagen, aber "ich habe die Schnauze voll" denken, verrät er einen Trick, der die - noch - höfliche Hannah in eine richtig wütende Anna verwandelt.
Wenig später gibt er den präpubertierend nölenden Stadtmacho und verweist immer wieder auf den manchmal unlogischen aber richtigen Dreh zum Publikum: "Nicht den Rücken kehren, beim Umschauen und
Abwenden die Richtung zum Zuschauer hin wählen." Timing beachten, Text behalten und das Gesagte mit natürlichen Gesten unterstreichen, puh, der Nachwuchs bekam Lust, immer besser zu werden. "Das
wird noch intensiver," versprach Sylvia Karow vor der Pause, schließlich wird Szene sieben wieder und wieder in wechselnden Besetzungen gespielt, an Betonungen und Bewegungen gefeilt. Die Eltern
fanden es nicht nur komisch, sondern auch sehr interessant, wie es gelang, die Kinder zu motivieren. - Etwa sieben richtige Rollen hat Schulze neu zu besetzen, und zwar doppelt, ein paar kleinere
Parts ohne viel Text können hinzu kommen, das Stück sei noch flexibel und werde an das vorhandene Potenzial angepasst. Manch komödiantisches Talent mit dem Zeug zur Bühne hat der Intendant in
Born schon gesehen, auch an diesem Nachmittag, doch bisher scheint es, als wollten die lieber etwas "Anständiges" lernen. Nicht so Emil, der noch einmal den Martin machen soll. Der interessiert
sich nach der Pause nur noch für eines: "Wann ist denn die nächste Probe?"
Geduld: Nach dem Casting zieht sich die Intendanz zur Beratung zurück, wird sich dann mit den Eltern in Verbindung setzen, um Organisatorisches zu besprechen, danach erst werden Zusagen gemacht.
Die Proben, zwei bis drei pro Woche und am Wochenende, beginnen Anfang Mai, Premiere des Stücks ist am 29. Juni.
OSTSEE-ZEITUNG, 13.01.2018
Darß-Festspiele bringen „Das
Duell“ auf Borner Bühne
Vorverkauf
für neue Episode der „Heiden von Kummerow“ läuft / Kinderdarsteller gesucht
Festspiel-Chef Holger Schulze vor der neuen Überdachung der Zuschauerränge der Freilichtbühne in Born.
Born. Wenn Holger Schulze an die nächste Spielzeit der Darß-Festspiele
denkt, muss er schmunzeln. Dabei lässt der Titel der neuen Episode aus dem Ehm Welk’schen Fundus „Die Heiden von Kummerow“auf Auseinandersetzungen schließen. „Das Duell“ heißt das neue Stück, in
dem der Organisator und Intendant der Darß-Festspiele wieder verschiedene Anspielungen auf aktuelle Geschehnisse in der Region verstecken wird, sodass sie nicht im Stile einer plumpen
Aktualisierung daherkommen. Premiere des Stücks ist am 29. Juni, bis zum 1. September wird es 30-mal auf der Freilichtbühne in Born zu erleben sein.
Die Auseinandersetzungen sind bereits in der
Roman-Vorlage angelegt. Vieles gibt es in dem beschaulichen Kummerow doppelt: Kirche, Kneipe, Erntefest. An letzterem entzündet sich am Ende ein Streit zwischen dem Pfarrer und einem reichen
Bauern. Gottesmann und Landwirt beanspruchen die Feier nach Einfahren der Ernte jeweils für sich. Die Auseinandersetzung scheint ansteckend zu wirken, schon bald gehen sich Kinder und Jugendliche
gegenseitig an.
„Auf jeden Fall wird es in dem Stück einige turbulente
Szenen geben“, verspricht Holger Schulze. Es wird aber auch viel gesungen und getanzt. Damit erfüllt Holger Schulze den in der zurückliegenden Spielzeit vielfach geäußerten Wunsch aus Reihen des
Publikums.
Immerhin knapp 10000 Fans der „Heiden von Kummerow“
haben im vergangenen Jahr unter dem neuen Dach Platz genommen während die Schauspieler oft genug im Regen agieren mussten. Der Vorverkauf, sagt Holger Schulze, hat die Darß-Festspiele
letztendlich gerettet. Immerhin rund 60 Prozent der Karten werden schon lange vor den eigentlichen Aufführungen gekauft. Bereits vor Weihnachten konnte eine erkleckliche Zahl von Tickets an den
Mann gebracht werden, sodass die Vorverkaufsquote auch in diesem Jahr vergleichsweise hoch ausfallen wird, ist der Organisator der Darß-Festspiele überzeugt.
Was dem Intendanten aber fehlt, sind neue junge
Mitspieler. Die bewährten Kinderdarsteller sind zu Jugendlichen gereift, sodass die ihre Rollen nicht mehr wirklich glaubhaft rüberbringen würden, sagt Holger Schulze und erinnert an Harry
Potter, dessen Darsteller in der Rolle erwachsen geworden ist. Mancher stecke in den Arbeiten zum Schulabschluss oder hat sich für eine Ausbildung schon in einer anderen Region orientiert. Nun
beginnt wieder die Suche nach schauspielerischem Nachwuchs für die Darß-Festspiele. Am 10. März findet ein Casting für schauspielinteressierte Kinder zwischen acht und zwölf Jahren statt. Beginn
des Vorsprechens im Borner Hof ist um 15 Uhr. Zudem sucht Holger Schulze weitere ehrenamtliche Mitarbeiter für die kommende Spielzeit, die etwa im Kartenverkauf oder als Platzeinweiser tätig
werden können. Auch eine Kraft mit buchhalterischen Kenntnissen sucht der Vorsitzende des Festpiel-Vereins händeringend.
Infos und Anmeldung per E-Mail an
info@darss-festpiele.de oder telefonisch unter 038234-55812.
Vorbesteller als Retter
60Prozent der Karten für die Vorstellungen werden mittlerweile im
Vorverkauf abgesetzt. Laut Holger Schulze war das im zurückliegenden Jahr die Rettung. Angesichts des regnerischen Wetters wären sonst noch weniger Zuschauer gekommen.
30Aufführungen des neuen Stückes in der Reihe „Die Heiden von
Kummerow sind für die bevorstehende Spielzeit geplant. Die Vorstellungen finden vom 29. Juni bis 1. September statt.
Die „Heiden von Kummerow 5 – Krischan und die gekaufte Braut“ erlebten gestern in Born die letzte Aufführung
Born. Dass der Start in die neue Saison mit dem Ausfall der Premiere beginnt, hatte Holger Schulze als Intendant und Regisseur der Darß-Festspiele auch noch nicht erlebt. Aber in diesem
Jahr war es eben so. Da es unaufhörlich aus allen Wolken schüttete, fiel die für den 30. Juni angesetzte, ausverkaufte Premiere des Stückes „ Die Heiden von Kummerow 5 – Krischan und die gekaufte
Braut“ im wahrsten Sinne des Wortes ins Wasser. Aber auch in den Wochen danach machte der Regen den Akteuren zu schaffen. Dennoch könne man unterm Strich mit den Zuschauerzahlen zufrieden sein,
„auch wenn wir das Ziel, die Rekordzahlen vom Vorjahr zu überbieten, nicht erreicht haben“, so Schulze. Noch sind zwar die Karten nicht komplett abgerechnet und erst gestern Abend war die letzte
Vorstellung dieser Spielzeit. Doch Holger Schulze rechnet mit knapp 10 000 Zuschauern. Dass es am Ende noch so viele geworden seien, sei vor allem der festen Überdachung zu verdanken, die den
gesamten Zuschauerraum überspannt. „Es war ein Segen, dass diese in diesem Jahr fertig gestellt werden konnte“, so Schulze.
Die Überdachung hat mehr als 100 000 Euro gekostet, sagt Yves Scharmberg, Leiter des Borner Kurbetriebes. Den Löwenanteil trägt die Gemeinde Born. Eine Teilfinanzierung in Höhe von 7000 Euro
übernahm der Lions Club Ribnitz-Damgarten. Gestern überbrachten Dr. Jan Svacina, Präsident der Ribnitz-Damgartener Lions, sowie Dr. Dietmar Freitag und Ernst-Otto Kock den symbolischen Scheck.
Dieses Geld stammt aus dem Erlös der Tombola beim 20. Winterball des Lions-Club Ribnitz-Damgarten.
Die Unterstützung, die die Kurverwaltung der Gemeinde Born den Festspielen gibt, ist sehr vielfältig. Sie reicht von der Hilfe bei den Auf- und Umbauarbeiten der Bühne und der Bereitstellung von
Räumen über die Werbung und der Entsorgung des Mülls bis hin zur anteiligen finanziellen Förderung gemeinsam mit dem Landkreis Vorpommern-Rügen und dem Ministerium für Wissenschaft, Bildung und
Kultur des Landes Mecklenburg-Vorpommern.
20 bis 30 Prozent der Besucher, die in diesem Jahr bei den Darß-Festspielen begrüßt werden konnten, waren Einheimische aus der Region zwischen Rostock und Greifswald. Die anderen sind Touristen.
„Wir haben sowohl unter den Einheimischen als auch unter den Touristen viele Stamm-Besucher. Manche sagen dann auch schon, wir kommen im nächsten Jahr wieder“, so Holger Schulze.
Edwin Sternkike
OSTSEE-ZEITUNG, 16. September 2017
Darß-Festsspiele fest in familiärer Hand
Großmutter, Mutter und Tochter sorgten für das Gelingen der Aufführungen
Großmutter, Mutter und Tochter sorgten für das Gelingen der Aufführungen
Zingst. Das kann doch niemals funktionieren – Beate Hentschel zweifelt, drei rasche Kostümwechsel bei den Vorstellungen der Darß-Festspiele hinzubekommen. Doch dann funktioniert es doch –
wie bei einem Boxenstopp in der Formel 1. Zusammen mit ihrer Mutter Barbara Opitz und zwei Helferinnen wird eine Darstellerin dreimal komplett neu ausstaffiert – jeweils binnen Minutenfrist.
Mutter und Tochter sind seit Beginn der Darß-Festspiele für die Maske zuständig. Unter ihren Händen wird ein bleiches Gesicht rotbäckig, die tollsten Frisuren werden den Schauspielern
aufgestülpt. In Sachen Schminken und Frisieren sind die Darß-Festspiele fest in familiärer Hand. Ergänzt wird das Team aus Mutter und Tochter von der Maskenbildnerin Barbara Lehmann, die schon
bei den Salzburger Festspielen und auch im Stuttgarter Staatstheater für ausdrucksstarke Gesichter sorgte.
Die Darß-Festspiele – das bedeutet für Mutter und Tochter Theater in Reinkultur. „Das ist eine wirklich spannende Geschichte. Das ist Theater, wie es ursprünglich einmal war. Mit wenig Geld wird
etwas Tolles gemacht.“
Und dabei denkt Beate Hentschel nicht nur an die spartanisch wirkenden Arbeitsbedingungen für die Maskenbildner in den Anfangsjahren. Einst wurden die Schauspieler in einem alten Bauwagen
geschminkt – Sanitäranlagen oder fließendes Wasser waren Mangelware. Es hat bei allen Beteiligten, auf der Bühne und dahinter, viel Idealismus abgefordert, trotzdem gelungene Stücke aufzuführen.
„Und genau das kommt auch heute noch auf der Bühne rüber, diesen Idealismus, den spüren die Besucher immer noch“, sagt Beate Hentschel.
Dritte im Bunde der familiären Festspiel-Beteiligung ist die Tochter Beate Hentschels. Lina-Marie wurde während der ersten Premiere der Darß-Festspiele geboren. Während der fünf zurückliegenden
Jahre war das Mädchen selbst Teil der Aufführungen, sie spielte die Comtesse – bis sie jetzt ein Alter erreicht hat, in dem sie sichtbar nicht mehr ein Kind darstellen kann. „Vielleicht macht
Lina im nächsten Jahr in der Maske mit“, ist eine leise Hoffnung der Mutter. Die letzte Vorstellung der Darß-Festspiele vor einigen Tagen war für Beate Hentschel darum auch ein Stück Abschied und
ein Stück Erleichterung, denn diese Spielzeit habe es in sich gehabt. Klar, eine Regenvariante für die Ausstattung der Schauspieler werde immer vorgehalten. Doch die andauernde Feuchte habe es
für die Maskenbildnerin schwer gemacht. Perücken beispielsweise mussten permanent frisiert werden, „ganz schön anstrengend“.
Seit Mitte April betreibt Beate Hentschel die Kreativ-Werkstatt im Pommernhus des Museumshofes in Zingst.“Hier kann ich den Maskenbildner-Beruf gut mit einbringen“, sagt sie. Angeboten werden in
der Werkstatt nicht nur Bastelstunden mit Strandgut, sondern auch das Bemalen der Bäuche von Schwangeren. Als „Weiterführung der künstlerischen Kreativität“ sieht Beate Hentschel die neue
Tätigkeit.
Zuletzt hatte sie ein Nagel- und Kosmetikstudio betrieben.
Timo Richter
OSTSEE-ZEITUNG, 11. August 2017
Krischans Traum von der eigenen Hochzeit
In der fünften Episode der „Heiden von Kummerow“ kehrt der Kuhhirte zurück ins Dorf und möchte heiraten. Bennit Schulz spielt bei den Darß Festspielen in Born die
Kinder-Hauptrolle
Born. Noch eine Stunde bis zum Beginn der Aufführung „Die Heiden von Kummerow 5 – Krischan und die gekaufte Braut“. Die ersten Besucher sind auf dem Gelände der Darß
Festspiele in Born angekommen. Gespannt nehmen sie ihre Plätze ein.
Gleichzeitig läuft Bennit Schulz mit einer großen Tasche bepackt zügig in Richtung Bühne. „Wir hatten etwas Stau“, erklärt der 13-Jährige. „Drei Stunden hat die Fahrt gedauert.“ Der Schauspieler
aus Dömitz (Ludwigslust-Parchim) spielt die Kinder-Hauptrolle Martin Grambauer. „Keine Panik, in zehn Minuten bin ich umgezogen“, sagt der Junge.
Die 210 Kilometer, die Born von seiner Heimatstadt an der Grenze zu Niedersachsen entfernt ist, nimmt der Siebtklässler mehrmals die Woche in Kauf: „Das Schauspielern macht mir Spaß und die Leute
sind mir ans Herz gewachsen“, erklärt er.
Seit 2013 inszeniert das Freilichttheater auf der Halbinsel Fischland-Darß-Zingst die Geschichte der „Heiden“, die auf dem 1937 erschienenen Roman von Ehm Welk (1884-1966) basiert. Bekanntheit
erlangte das Werk vor allem durch die Defa-Verfilmung von 1967 mit dem Berliner Schauspieler Ralf Wolter, der unter anderem auch bei „Winnetou“ mitspielte.
„Die Handlung der ,Heiden von Kummerow’ spielt in einem pommerschen Dorf vor dem Ersten Weltkrieg“, erklärt der Intendant der Darß Festspiele, Holger Schulze. „Das Stück spiegelt den Zeitgeist in
Pommern wider – das ist einzigartig.“
In der fünften Episode der Geschichte kehrt der vertriebene Krischan (Helge Koch) nach Kummerow zurück. Er will heiraten und sucht Hilfe bei Pastor Breithaupt (Heribert Gietz). Auch die
Dorfkinder wollen dem Kuhhirten helfen, das nötige Geld für eine Hochzeit zu besorgen. Doch ihr Vorhaben sorgt für Gerüchte, die den Superintendenten Senftleben (Dirk Möller) auf den Plan rufen.
„Martin Grambauer ist der Anführer und Klassenbester“, beschreibt Bennit seine Rolle. Seine ersten Schauspielerfahrungen sammelte er vor drei Jahren hier in Born. „Am meisten Spaß macht mir die
Prügelszene. Da dürfen wir uns im Dreck wälzen“, ergänzt der Mime. Für die Rauferei wurde extra ein Stunt-Trainer engagiert.
Sieben Kinder sind an den Szenen beteiligt – jede Rolle ist doppelt besetzt. „Die Proben mit der Schule zu vereinbaren, war nicht einfach“, gesteht der 13-Jährige. „Ich wurde freigestellt, musste
den Stoff aber nachholen.“
Nervosität kennt Bennit nicht. Dabei hilft ihm , dass er als Musiker seit sieben Jahren mit der Trompete bei Konzerten auf der Bühne agiert. Auch die fünf Aufführungen auf Plattdeutsch sind für
den kleinen Profi kein Problem: „Ich hatte bis zur vierten Klasse Niederdeutsch in der Schule. Die Wörter, die ich nicht kannte, habe ich mit meinen Großeltern geübt.“ Schwieriger sei es für ihn,
zwischen Hochdeutsch und Platt zu wechseln. „Da rutscht mir manchmal ein falsches Wort raus“, räumt Bennit ein.
Ann-Christin Schneider
OSTSEE-ZEITUNG, 03.07.2017
Ab heute sucht Krischan seine Braut
Nach der Absage: Heute inoffizielle Premiere der Darß-Festspiele
Foto: Elke Erdmann
Born. Nicht „Die verkaufte Braut“ von Smetana sollte am Freitagabend über die urige Freilichtbühne in Born gehen. Intendant und Regisseur Holger Schulze der Darß-Festspielen inszenierte
„Krischan und die gekaufte Braut“ nach einer Vorlage von Ehm Welk. Dessen Roman „Die Heiden von Kummerow“ scheint schier unerschöpflich zu sein. Doch die Premiere fiel im wahrsten Sinne des
Wortes ins Wasser. Um vor allem die Sicherheit der Darsteller nicht zu gefährden, fiel der Auftakt der diesjährigen Darßfestspiele aus. „Die Premiere war ausverkauft. Leider mussten wir wegen des
unaufhörlichen Regens absagen. Aber dennoch kamen zwei Damen, die an der Abendkasse Karten kaufen wollten. So viel Mut muss man erst mal haben bei dem Wetter“, sagte Intendant Holger Schulze.
Und so wird die erste Familienvorstellung heute um 17 Uhr dann die heimliche Premiere, am Mittwoch um 20 Uhr findet dann die nächste Vorstellung statt. Die bereits gekauften Karten behalten ihre
Gültigkeit, können für eine andere Vorstellung genutzt oder zurückgegeben werden.
Dabei hatten sich die Darsteller nach der Generalprobe so auf die Premiere gefreut. Es ist ein köstliches realistisches Bild des Dorflebens mit Gesang und tänzerischen Partien, die Stück beleben.
Junge, Junge, da gibt’s ein Donnerwetter bei all der Prügelei, dem Streit mit deftigem Wortwechsel und Saufen der Dorfbewohner mitsamt Pastor Breithaupt. Den mimt Heribert Gietz im vortrefflichen
Zusammenspiel mit dem Superintendanten Sanftleben (Dirk Möller). Das Spiel beginnt mit einem Knall aus der Pistole, viel Qualm und Motorengebrumm. Der Superintendent fährt in einer „Ente“ vor,
ohne Ankündigung. Er will die Schulkinder examinieren. Dafür mietet er sich im Gasthaus „De Kraug“ ein, wo ihm der Sinn nach Entenbraten und Köm steht. Pastor Breithaupt ist entsetzt. Doch die
Schüler sind plietsch, vor allem die beiden Freunde Martin Grambauer (Bennit Schulz, 13) und der Armenhäusler Johannes Bärensprung (Julian Block, 11). Nur der dämliche Hermann, den Henning
Michaelis (11) spielt, gibt Anlass zum Hänseln.
Kuhhirte Krischan Klammbüddel, wieder zurück in Kummerow, will sich endlich eine Frau suchen. Eigentlich hat er Luise (Karin Katzke) aus dem Armenhaus lieb und sie ihn. Doch beide sind klamm,
ohne einen Groschen. Der Pastor, an dem ein Poet verlorengegangen ist, entpuppt sich als Kuppler. Krischan entscheidet sich so, wie sein Herz schon längst entschieden hat. Die Kinder mit ihrem
herzerfrischenden, natürlichen Spiel wollen helfen. Doch wie?
Fröhlich fegen die großen und kleinen Profis über die Bühne. Es ist ein Heidenspaß der Kummerower, die sich nun die Gerechten nennen. Ganz unvoreingenommen mischt Sarah Rauschning (14) als
Comtesse Charlotte von Runkelfritz mit und offenbart ihre soziale Ader. „Was man nicht spielen kann, muss man sich anschminken lassen“, meint Dirk Möller. Helge Koch ergänzt: „Ein Lob auf die
Maske, Beate Hentschel.“ Sie sagt bekümmert: „Eigentlich schade, dass wir nicht im Sommer spielen!“ Der mag ja noch kommen.
Elke Erdmann
OSTSEE-ZEITUNG, 07.09.2016
„Die Heiden haben noch sehr viel Potenzial“
Im Sommerinterview spricht Holger Schulze, Intendant der Darß-Festspiele, über die Arbeit mit jungen Darstellern und die Pflege des Plattdeutschen
Born. 11 000 Besucher verfolgten in diesem Jahr bei den Darß-Festspielen in Born die Geschichte der „Heiden von Kummerow“. Wir unterhielten uns mit dem
Festspiel-Intendanten Holger Schulze über Casting, die Arbeit mit sehr jungen Darstellern und die Pflege des Plattdeutschen:
Worin liegen eigentlich die Anfänge der „Heiden von Kummerow“ bei den Darß-Festspielen?
Holger Schulze: Angefangen haben wir mit den „Darßer Schmugglern“, damals noch in Wieck. Ich wollte unbedingt ein Stück von hier machen. Das haben wir nach dem
Umzug nach Born fortgesetzt.
Die „Heiden von Kummerow“ hatte ich schon immer auf dem Schirm, befürchtete aber, dass die logistische Herausforderung zu groß wäre. Als ich mich vor vier Jahren erkundigte, ob das vielleicht
doch gehen würde, hatte ich aber sofort eine ungeheure Resonanz.
Worin lag die Herausforderung?
Schulze: Unter anderem darin, die entsprechende Anzahl von Darstellern für die Kinder-Rollen zu finden. Mit der Freien Schule in Prerow hatten wir aber gleich einen guten
Ansprechpartner.
Dass wir so viele Interessenten finden würden, hätte ich nicht gedacht. Alles hat sehr gut geklappt.
Was macht Ehm Welk's Heiden-Geschichte aus?
Schulze: Es ist eine pommersche Geschichte, pommerscher geht’s nicht. Und sie ist sehr bekannt, auch wegen der Verfilmung in den 60er-Jahren. Das ist natürlich ein Vorteil.
2016 war die vierte Saison für die „Heiden von Kummerow“. Wie viel Potenzial hat der Stoff noch?
Schulze: Sehr viel Potenzial. Ehm Welk hat sehr viel geschrieben. Mittlerweile sind unsere Heiden ein bisschen eine Marke. Besucher fragen auch schon mal, was als nächstes kommt.
Es gibt Vorstellungen in Hochdeutsch und Vorstellungen up Platt. Was schätzen Sie am Niederdeutschen?
Schulze: Ich habe Platt immer geliebt. Platt hat eigenes Flair. Ich habe viel mit Petra Schwaan-Nandke zusammen gemacht, die sich ja sehr für das Plattdeutsche
engagiert. Dem möchte ich mich gerne auch verschreiben. Eine Herausforderung für uns als Festspiele liegt darin, Platt ,,massentauglich“ zu machen.
Wie oft werden die Heiden up Platt aufgeführt?
Schulze: Voriges Jahr waren es vier Vorstellungen, alle sehr gut besucht. Dieses Jahr sind es deshalb fünf. Wobei zu diesen Vorstellungen meist Einheimische kommen, weniger die
Urlauber. Ich finde das schade, sie würden sehr viel verstehen.
Kinder spielen im Stück eine große Rolle. Wie ist das Arbeiten mit ihnen?
Schulze: Sehr gut. Kinder lernen ganz schnell. Einige von ihnen konnten auch vorher schon Platt. Was sehr schön ist – dass alle so gut miteinander können. Die Erwachsenen gehen
sehr gut auf die Kinder ein.
Einige der Kinder sind auch schon über Jahre dabei.
Schulze: Für einige sind es schon vier Jahre. Sie haben sich künstlerisch weiterentwickelt. Es ist schön zu erleben, wie sie die Pointen setzen.
Wie ist die Resonanz bei den Besuchern?
Schulze: Eine sehr gute. Wir haben viele Stamm- Besucher. Manche sagen dann auch schon, wir freuen uns auf das nächste Jahr. Etwa 20 bis 25 Prozent unserer
Besucher sind Einheimische, die anderen sind Touristen.
Welche Wünsche gibt es im Hinblick auf die Festspiele?
Schulze: Ich bin zufrieden mit der Resonanz und wünsche mir, dass es so weiter geht. Man merkt, dass wir in der Region angekommen sind. Was nächstes Jahr neu sein wird und was
wir uns sehr gewünscht haben, ist eine neue und bessere Überdachung für den Publikumsraum.
Wie groß ist die Rolle der Helfer bei den Darß-Festspielen?
Schulze: Groß. Viele helfen mit, ob beim Einlass oder als Techniker.
Sie sind selbst Schauspieler, da hat man als Intendant sicher einen besonderen Blick auf die Vorstellung?
Schulze: Das ist so, ich bin sehr drin in der Geschichte.
Sie haben viele Rollen gespielt, ob Mozart, Jupiter oder Edward den Vierten. Welches ist Ihre persönliche Lieblingsrolle?
Schulze: Mozart. Die Rolle habe ich nicht gespielt, die habe ich gelebt. Allein dafür war es richtig, Schauspieler zu werden.
Interview von Peter Schlag
OSTSEE-ZEITUNG, 31.08.2016
OSTSEE-ZEITUNG, 27.08.2016
Born Darß-Festspiele steuern auf Besucherrekord zu
Am kommenden Freitag geht in Born die letzte Aufführung der „Heiden von Kummerow 4 – Himmel, Arsch und Zwirn“ über die Bühne
Die neuen Streiche der „Heiden von Kummerow“ lockten mehr als 10000 Zuschauer.
Quelle: Timo Richter
Born. Auf einen Besucherrekord steuern die Darß-Festspiele mit dem Stück „Die Heiden von Kummerow 4 – Himmel, Arsch und Zwirn“ zu. Noch sind die Karten vor allem aus dem Vorverkauf nicht
komplett abgerechnet und erst am Freitag kommender Woche ist die letzte Vorstellung dieser Spielzeit zu erleben. Doch Holger Schulze, Vorsitzender des Festspiel-Vereins und Intendant, rechnet mit
rund 11000 Zuschauern – trotz einer wettermäßig betrachtet durchwachsenen Saison. Denn gerade während der gästestärksten Zeit war es meistens kühl.
Entgegen der landläufigen Vorstellung, dass zu gutes Wetter die Gäste vom Besuch einer kulturellen Veranstaltung abhalte, weil die Menschen lieber am Strand lägen, war der vergangene Mittwoch
trotz der großen Hitze mit 350 Zuschauern einer der am besten besuchten Veranstaltungen, wie Holger Schulze sagt.
Als „Experiment gelungen“ bezeichnet Schulz den Versuch, die Spielzeit bis in den September zu verlängern. Gerade mit Blick auf die Ferienzeiten in Berlin und Brandenburg, von dort kommen die
meisten der Gäste, zeigt sich Schulze sehr zufrieden. Und auch die Schauspieler seien begeistert, „die wollen einfach nur spielen“. Eine längere Spielzeit biete auch die Sicherheit eines
geregelten Engagements.
Weil die Verlängerung der Spielzeit so erfolgreich war, soll auch im kommenden Jahr erst im September der letzte Vorhang fallen. Wann genau das Ende der Spielzeit ist, darauf möchte sich Schulze
jetzt noch nicht festlegen. Mindestens bis zum Ende der Sommerferien Anfang September werde gespielt.
Und: Es wird auch im kommenden Jahr eine weitere Episode aus der umfangreichen Romanvorlage Ehm Welks geben. Spruchreif sei ein Titel aber noch nicht.
Vor allem blickt Holger Schulze für die Spielzeit im kommenden Jahr auf gleich zwei Jubiläen, die angemessen Berücksichtigung im Programm finden sollen: das 15-jährige Bestehen der
Darß-Festspiele und die fünfte Geschichte der Heiden von Kummerow.
Natürlich werde die Geschichte weitergeschrieben, sagt der Intendant. Das Umschwenken von den Schmuggler-Episoden auf den Welk-Erfolgsroman sorgte mit dem Umzug der Spielstätte von Wieck nach
Born für eine deutlich größere Akzeptanz in der Bevölkerung und – vor allem – für deutlich steigende Zuschauerzahlen.
Dieser Erfolg und die beiden Jubiläen sollen natürlich groß gefeiert werden. Holger Schulze schwebt in diesem Zusammenhang eine oder mehrere Vorstellungen mit einer Auswahl der besten Szenen aus
Heiden-von-Kummerow-Geschichten der vergangenen Jahre vor, sozusagen als Jubiläumsparty. Nach der letzten Vorstellung „up platt“ am gestrigen Freitag, findet am Montag die letzte
Familienvorstellung statt. Beginn ist um 17 Uhr.
Mit den letzten Hochdeutsch-Vorstellungen am Mittwoch (31. August) und Freitag (2. September), Beginn jeweils um 20 Uhr, endet die diesjährige Spielzeit.
Experiment gelungen
11 000Zuschauer ist die Marke, an der die Darß-Festspiele in diesem Jahr erstmals kratzen werden. Die Verlängerung der Spielzeit zum ersten Mal bis in den
September hat sich zur großen Zufriedenheit des Teams ausgezahlt. Auch im kommenden Jahr reicht die Theatersaison auf dem Darß bis in den September.
350Gäste wurden am Mittwoch dieser Woche trotz der großen Hitze gezählt. Während der wettermäßig durchwachsenen Saison waren es meist weniger, die die
Vorstellungen sahen.
Timo Richter
OSTSEE-ZEITUNG, 26.08.2016
Foto: Leonie Mauche
„Himmel, Arsch und Zwirn!“
Heribert Gietz spielt den Pastor in „Die Heiden von Kummerow“ / Das Stück läuft noch bis 2. September in Born
Born „Die Heiden von Kummerow“ ist der Titel des bekanntesten Romans von Schriftsteller Ehm Welk (1884-1966). Bei den Darß-Festspielen auf der Freilichtbühne Born
wird in diesem Jahr die Episode „Himmel, Arsch und Zwirn“ aufgeführt.
Kontakt & Infos
Adresse:
Freilichtbühne Born / Darß-Festspiele
Chausseestraße 64
18375 Born auf dem Darß
Kontakt:
☎ 038234 / 50421 (Kurverwaltung)
Vorstellungen:
heute 20.00 Uhr (up platt),
Montag, 29. August, 17.00 Uhr,
31. August und 2. September
jeweils 20.00 Uhr
Tickets:
ab 16 Euro
Kinder (7 bis 13 Jahre) 8 Euro
• Internet:
www.darss-festspiele.de
Die OSTSEE-ZEITUNG sprach mit dem 61-jährigen Schauspieler Heribert Gietz, der im Stück den resoluten und strengen Pastor Breithaupt spielt.
Was ist der Pastor Breithaupt für ein Typ?
Heribert Gietz: Wir spielen ja schon seit vier Jahren in Born – immer eine andere Episode. Und der Pastor hat auch jedesmal einen anderen Charakter. Diesmal ist es
eher ein schlagender Pastor, der die Kinder mit dem Rohrstock züchtigt – wie es vor dem Ersten Weltkrieg üblich war. Zu dieser Zeit spielt das Stück. Im Roman gibt es den Kantor Kannegießer und
den Pastor. Und hier in Born werden die Charaktere ein bisschen zusammengefasst. Deswegen ist er in manchen Episoden ein sanfter Pastor und diesesmal eben ein züchtigender.
Dann haben Sie persönlich wohl nichts mit der Person gemein.
Gietz:Ich würde sagen: Eher nicht (lacht). Gewalt ist mir ein absolut fremdes Mittel.
Der Pastor ruft im Stück den Satz „Himmel, Arsch und Zwirn“ aus. Was passiert in dieser Szene?
Gietz: Krischan, ein Dorfbewohner, sitzt viel auf seiner Heide herum und malt die ganze Zeit – angeblich seine Kühe. Alle wollen das Bild sehen, aber er will es niemandem
zeigen. Er behauptet, ein Maler würde sein Werk erst zeigen, wenn es fertig ist. Der Pastor erwischt dann den Zeichenblock, guckt rein und sieht keine Kühe, sondern einen weiblichen Po. Daraufhin
ruft er ,Himmel, Arsch und Zwirn’. Später sieht Adele, eine andere Figur im Stück, das Bild und fragt, ob das ihr Po sei. Und da sagt er den Satz noch einmal.
Im Stück spielen viele Kinder mit. Wie ist die Arbeit mit ihnen?
Gietz: Es macht Spaß mit ihnen. Manche kenne ich schon seit vier Jahren. Die sind von Anfang an dabei gewesen. Man merkt von Jahr zu Jahr, dass sie immer mehr darüber Bescheid wissen, was von
ihnen verlangt wird und sie setzen es auch gut um. Frech sind sie manchmal, aber nicht zu sehr. Es kann auch mal anstrengend für die Kinder werden, wenn Szenen bei den Proben öfter wiederholt
werden müssen. Das ist für die kleinen Schauspieler dann nicht so einfach.
Sie sind auch bereits im vierten Jahr dabei. Sie kennen also die Halbinsel Fischland-Darß-Zingst?
Gietz: Ich bin in Köln geboren, habe lange im Schwabenland gelebt, die letzten sieben Jahre in Berlin. Born gefällt mir gut. Die Naturerscheinungen hier sind
wunderschön. Ich denke da an den Darßwald und den Weststrand. Das Licht auf der Halbinsel fasziniert mich. Ich habe recht viel Zeit hier zwischen den Aufführungen, weil wir nur dreimal die Woche
spielen. Und weil ich ohne Auto hier bin, komme ich schlecht weg nach Berlin und bleibe hier. Das finde ich gut. Ich kann mich zwischen den Auftritten richtig fallen lassen.
Julian Block aus Jahnkow spielt bei den Darß-Festspielen in Born die Rolle des Hermann.
Quelle: Raik Mielke
Jahnkow. „Das ist mein Leben“, sagt Julian Block und strahlt über das ganze Gesicht. Der Blondschopf aus Jahnkow bei Glewitz hat eine Rolle bei den Darß-Festspielen ergattert und ist derzeit
als Hermann in „Die Heiden von Kummerow“ auf der Freilichtbühne Born zu sehen.
Dem zehnjährigen Blondschopf wird gleich von mehreren Seiten Talent bescheinigt. „Schon wenn in der Kita ein Programm eingeübt wurde, musste Julian immer ran“, erinnert sich seine Mutter
Katharina Block. Schon als Knips habe er gut rezitieren können. Auch Annette Buck, Direktorin der Grundschule Grammendorf, ist stolz auf den Viertklässler. „Das Talent ist bei ihm definitiv da“,
sagt sie und erinnert sich, wie Julian bei einem Einschulungsprogramm kurzfristig einsprang. „Obwohl er zwischenzeitlich krank war und nicht alle Proben mitmachen konnte, hatte er den Text sicher
drauf. Dazu seine Mimik und Gestik! Er trug da mit einer solchen Leidenschaft vor, dass wir ihm letztlich die Rolle übertragen haben“, erzählt Annette Buck.
Den Sprung auf die Bretter, die die Welt bedeuten, hat er seinem Vater zu verdanken. Er nämlich hörte eines Tages im Radio, dass Kinderdarsteller für die Darß-Festspiele gesucht würden. Katharina
Block nutzte die Gelegenheit und fuhr mit ihrem Sohn zum Casting. Das war 2015 im Frühling. „Ich hab dort einen Text bekommen, den ich wenn möglich schon etwas auswendig lernen sollte. Auf jeden
Fall musste ich laut vorlesen. Mit Mimik und Gestik“, erzählt Julian. Die Theaterleute waren begeistert. Und doch musste der Jahnkower noch ein Jahr warten, bis er wirklich auf die Bühne durfte.
„Ich war voriges Jahr noch zu jung, aber sie haben gesagt, dass sie mich für 2016 vormerken würden“, sagt Julian. Das taten die Macher der Darß-Festspiele tatsächlich. Anfang diesen Jahres
flatterte den Blocks eine Einladung ins Haus für eine Grillparty für die Darsteller der diesjährigen Festspiele. Julian Block hatte es geschafft, er war dabei.
Im Mai begannen die Proben für das Stück „Himmel, Arsch und Zwirn“, dessen Grundlage der bekannte Roman Ehm Welks „Die Heiden von Kummerow“ bildet. Bei den Blocks flimmerte zu der Zeit der
Spielfilm mit Paul Dahlke und Ralf Wolter über die Mattscheibe. „Meine Mutter hatte die DVD gekauft und wir haben uns den Film angesehen, sozusagen als Vorbereitung auf das Theaterstück“, erzählt
Julian.
Witzig fand er den alten Schwarz-Weiß-Schinken. „Die Kinder machen darin genau solche Späße wie wir auf der Bühne“, sagt er.
Dreimal wöchentlich wurde geprobt. Das hieß, dreimal wöchentlich von Jahnkow nach Born auf dem Darß fahren. Gut 170 Kilometer pro Probentag. Noch intensiver wurde es in der Endprobenwoche. „Da
mussten wir jeden Tag hin“, erzählt Julian. Mutter Katharina fuhr ihren Sohn, wann immer es sein musste. „Er macht es gern, hat so viel Spaß daran“, sagt sie. In der Schule reichte sie einen
Antrag ein, dass Julian zum Teil von Unterricht befreit wurde. Das wurde nicht nur positiv aufgenommen. Da habe es schon ein paar komische Blicke und Bemerkungen gegeben. Julian zuckt mit den
Schultern.
Klar, schön sei das nicht gewesen. „Aber es ist ja auch nicht so, dass ich faul auf dem Sofa herumgelegen hab in der Zeit. Ganz im Gegenteil, eigentlich hab ich sogar mehr gemacht als meine
Klassenkameraden“, sagt Julian. Den Stoff habe er schließlich trotz der Proben bewältigen müssen.
Neben der Schule musste der Zehnjährige nicht nur seine Rolle – er spielt den Hermann, ein Kind aus ärmlichen Verhältnissen – lernen sondern auch noch Plattdeutsch. „Wir spielen das Stück nämlich
auch auf Platt. Ich hatte Platt zwar schon mal in der Schule und hab es bei Oma und Opa gehört, aber richtig sprechen konnte ich es nicht“, sagt Julian. Doch er fuchste sich ein. Und mittlerweile
findet er diese Aufführungen cooler. „Auf platt schimpft es sich leichter als auf hochdeutsch“, sagt er und grinst. „Und die plattdeutschen Aufführungen kommen auch beim Publikum besser an.“
Doch nicht nur das Spielen auf der Bühne findet Julian toll. Auch der Blick hinter die Kulissen habe ihn fasziniert. „Ich wollte schon immer mal dahin, wohin andere nicht hin dürfen“, sagt er und
erzählt von den kleinen Tricks, mit denen Theaterleute spielen. Zum Beispiel den, Kuhkacke auf den Kleidern der Kinder täuschend echt darzustellen. „Dazu wurde zum Glück Heilerde verwendet“,
erzählt Julian.
In 13 der 20 Szenen ist Julian auf der Bühne zu sehen. Vor der Premiere am 1. Juli war er mächtig aufgeregt. „Mir ist fast das Herz aus der Brust gesprungen“, gibt er zu. Die Zuschauerreihen
waren bis auf den letzten Platz besetzt, doch nachdem Julian den ersten Satz gesagt hatte, war die Aufregung nur noch halb so groß und nach der Pause war von Lampenfieber nichts mehr zu merken.
„Wir haben Beifall ohne Ende bekommen“, erzählt er stolz. Fünf Vorstellungen hat der Jahnkower bereits gemeistert, weitere neun Mal hat er noch vor sich. Die Schauspielerei sei das Beste, was ihm
passieren konnte. „Zu seinem Vater hat er einmal gesagt, ’ich danke dir, dass du das damals im Radio gehört hast“, erzählt Mutter Katharina Block, die bei jedem Auftritt ihres Sohnes in Born auf
dem Darß dabei ist. Ob er nächstes Jahr wieder dabei ist? „Auf jeden Fall“, sagt Julian. Sein Berufswunsch? „Schauspieler“, kommt es wie aus der Pistole geschossen.
OSTSEE-ZEITUNG, 04.07.2016
Nur dem Kuhhirten Krischan (Helge Koch) zeigen die Heiden von Kummerow, was sie auf ihre Völkerwanderung mitnehmen: von links Martin (Bennit Schulz), Johannes (Vincent Fiedler), Ulrike (Julienne Holz), Anna (Johanna Zilius) und Hermann (Henning Michaelis)
Premiere vom Publikum bejubelt
Die „Heiden von Kummerow“ gastieren wieder in Born. Am Wochenende ist die vierten Folge „Himmel, Arsch und Zwirn“ zum ersten Mal auf der Freilichtbühne des Boddendorfes aufgeführt worden.
Born. Nun gastieren wieder „Die Heiden von Kummerow“ in Born. Am 1. Juli feierten sie, vom Publikum bejubelt, Premiere mit der vierten Folge „Himmel, Arsch und Zwirn“ auf der
Freilichtbühne. Hier ist alles beim Alten und dicht beieinander: „De Kraug“, die Kirche, das Pfarrhaus, die Mühle, doch frisch gedeckt die Rohrdachkate. Auf der Wiese grasen Kühe. In
diese Idylle hinein humpelt der trinksüchtige Nachtwächter (Hartmut Dobecki). Und Pastor Breithaupt (Heribert Gietz) hat seine liebe Not mit den liebestollen Heiden, dass er schreit:
„Himmel, Arsch und Zwirn!“
Für diese vulgäre Entgleisung entschuldigt er sich sogleich beim Herrgott.
Aufregende Geschehnisse ereignen sich romangleich wie in dem Kapitel „Die Völkerwanderung“, bei der Dorfjungen als Goten über mehrere Dörfer nach Randemünde ziehen, um den erlernten
Geschichtsstoff nachzuspielen. Martin Grambauer, Klassenbester und Kirchenjunge, hatte sich den Plan ausgedacht. Er führt das Fußvolk mit einer Trommel an. Schwester Anna (Johanna Zilius)
und Pastorentochter Ulrike (Julienne Holz) gehen als Marketenderinnen mit.
„Wir sind sehr nah am Roman“, sagt Holger Schulze. Im Sommer 2003 rief er die Darß-Festspiele ins Leben, denen er bis heute als Intendant und Regisseur vorsteht. Er schrieb auch die
Textbücher für „Die Heiden von Kummerow“ nach dem Roman von Ehm Welk (1884-1966). Die tragische Rolle des Kuhhirten Krischan Klammbüdel mimt Helge Koch. Als Angestellter im öffentlichen
Dienst stellt er Ausweise und Reisepässe aus; im Stück hütet er seit über zwanzig Jahren von Palmarum bis Michaelis ohne Papiere und ohne einen Groschen Lohn die Kühe der Bauern und
Büdner. In diesem Jahr agiert er als Hauptdarsteller. Er spielt vortrefflich in Doppelbesetzung mit 14 auserwählten Schülern. Bindeglied zwischen den Dorfkindern und der feinen Herrschaft
ist Komtess Charlotte von Runkelfritz, die Lina Hentschel beispielhaft charakterisiert. Bennit Schulz (12) als Martin kommt extra aus Dömitz an der Elbe, Vincent Fiedler (14) in der Rolle
des Johannes aus Richtenberg und Julian Block (10) als Hermann aus Jahnkow bei Grimmen. In der Erstbesetzung gibt Henning Michaelis aus Born schalkhaft und plietsch den Hermann. Die
Inszenierung hält viele Überraschungen bereit, entzündet einen Hauch „von den dicken schwarzen Weibern“ in Kammerrun, verkörpert durch Sonja Hahm, die auch im Part mit dem Wirt und
Dorfschulzen Gerd Scharmberg kurios erotisch wirkt. Preußisch korrekt handelt Herbert Seidel als Gendarm. Erstmalig treten Mutter und Großvater des Armenhäuslers Johannes auf. Die Mutter
spielen alternierend Museumspädagogin Doris Pagel aus Prerow und Karin Katzke aus Born, Kassenleiterin im Amt Darß-Fischland. Spielfreude, der feine Umgang des Regisseurs und
Produktionsleiterin Sylvia Karow mit den Darstellern sowie der Einsatz der Eltern lassen alle zusammen halten.
Die Freie Schule in Prerow ist „ein Anker für uns“, sagt Holger Schulze.
Elke Erdmann
Born
Die „Heiden“ bestehen Nagelprobe in Born
Die Darß-Festspiele begeistern auch im kommenden Jahr mit einer neuen Episode aus dem Roman von Ehm Welk.
20.08.2015 00:00 Uhr
Das Ensemble sorgte mit der dritten Episode aus dem Roman „Die Heiden von Kummerow“ für viele Lacher beim Publikum.
Born. Die „Heiden von Kummerow“ sind auf der Halbinsel Fischland-Darß-Zingst angekommen. Die dritte Inszenierung auf Basis des Erfolgsromans von Ehm Welk war für den Intendanten der
Darß-Festspiele, Holger Schulze, eine Nagelprobe: hopp oder topp.
Die Besucherzahlen zeigen, dass die Entscheidung des Festspiel-Vereins hin zu den „Heiden von Kummerow“ goldrichtig war. Rund 10000 Besucher werden bis zum Ende der Spielzeit mit Ablauf der
kommenden Woche das aktuelle Stück gesehen haben. Das entspricht dem Vorjahresniveau, bei aber sechs weniger Vorstellungen. Die „Heiden“ haben sich nach Einschätzung des Intendanten auf dem Darß
etabliert. In ersten Reaktionen aus dem Publikum werde schon eine weitere Episode aus dem Roman herbeigesehnt. Und auch die professionellen Schauspieler wollen laut Schulze auch im kommenden Jahr
wieder auf der Freilichtbühne auf dem Areal der einstigen Oberförsterei Darß in Born stehen.
Ein spruchreifes Konzept hat Holger Schulze für die nächste Spielzeit noch nicht in der Tasche. Nur soviel: Das neue Stück wird sich wieder um die „Heiden von Kummerow“ drehen. 2016 wird die
Liebe im Mittelpunkt des Geschehens stehen. Ob wieder mit Gesang oder vielleicht mit Tanz — das steht für den Intendanten noch nicht endgültig fest.
Ein deutliches Indiz, dass die Darß-Festspiele mit den Stücken des Welk-Romans eine „solide Sache“ sind, erkennt Holger Schulze im Anteil der im Vorverkauf abgesetzten Eintrittskarten. Schwankte
diese Quote in den vergangenen Jahren um die 15 Prozent-Marke, lag sie in diesem Jahr oberhalb von 50 Prozent. Allein die Einnahmen aus dem Vorverkauf hätten die Kosten gedeckt, sagt der
Intendant.
Auf dem Erfolg will sich Holger Schulze aber nicht ausruhen. Geplant ist, im kommenden Jahr eine feste Dachkonstruktion für die Zuschauerränge zu bauen. Pladderregen würde dann nicht mehr die
Schauspieler übertönen, ist sich der Chef des Festspielvereins sicher. Nach den Querelen mit einem Anwohner der Bühne in Wieck wollte Schulze 2008 schon entnervt das Handtuch werfen. In Born
fanden die Darß-Festspiele nicht nur eine neue Heimat, sondern auch eine überdurchschnittliche Unterstützung.
Am Freitag ist für diese Spielzeit die letzte Aufführung in plattdeutscher Sprache zu erleben. Beginn der schon gut gebuchten Veranstaltung ist um 20 Uhr. Am Montag, dem 24. August, steht ab 17
Uhr die letzte Familienaufführung auf dem Programm. Am Mittwoch und Freitag kommender Woche sind ab jeweils 20 Uhr die letzten Vorführungen in diesem Jahr zu sehen.
Starker Besucherandrang
300Zuschauer haben im Schnitt die Aufführungen des neuen Stücks der Darß-Festspiele in diesem Jahr gesehen. 10 000Gäste werden bis zum Ende der Spielzeit die dritte Geschichte der „Heiden von Kummerow“ erlebt haben. Das ist Vorjahresniveau bei insgesamt sechs weniger Aufführungen.
Born
Die „Heiden“ haben sich auf dem Darß etabliert
Rund 10 000 Besucher werden bis zum Ende der Spielzeit die dritte Episode aus dem Roman „Die Heiden von Kummerow“ gesehen haben. Das entspricht Vorjahresniveau.
Born. Die „Heiden von Kummerow“ sind auf der Halbinsel Fischland-Darß-Zingst angekommen. Die dritte Inszenierung auf Basis des Erfolgsromans von Ehm Welk war für den Intendanten der
Darß-Festspiele, Holger Schulze, eine Nagelprobe: hopp oder topp.
Die Besucherzahlen zeigen, dass die Entscheidung des Festspiel-Vereins hin zu den „Heiden von Kummerow“ goldrichtig war. Rund 10 000 Besucher werden bis zum Ende der Spielzeit mit Ablauf der
kommenden Woche das aktuelle Stück auf der Freiluftbühne in Born (Vorpommern-Rügen) gesehen haben. Das entspricht dem Vorjahresniveau, bei aber sechs weniger Vorstellungen.
Teuflisches Blut und frische Glut bei den Darß-Festspielen
Auf der Freilichtbühne in Born wurde die Premiere des neuen Stücks „Himmel, Hölle, Halleluja!“ — Teil drei der „Heiden von Kummerow“ — gefeiert.
13.07.2015 00:00 Uhr
Born. Die Abendsonne bescheint die leere Dorfstraße der Freilichtbühne in Born. Plötzlich kommen Gaukler daher, schlagen Rad, jonglieren mit Keulen, schwingen ein Band durch die Luft. Dazu
erklingt eine Drehorgel. Endlich was los in Kummerow. Und im Nu eilen die Heiden aus ihren kleinen Hütten herbei. Doch die fröhliche Stimmung wird gestört, weil sich Superintendent Sanftleben zur
Inspektion angekündigt hat und Pastor Breithaupt wohlweislich um die Antworten seiner Schützlinge fürchten muss.
Intendant und Regisseur Holger Schulze schrieb das Textbuch für „Die Heiden von Kummerow“ nach dem Roman von Ehm Welk (1884-1966), der durch die Verfilmung mit Theo Lingen in Deutschland die
Herzen der Zuschauer bewegte. In diesem Jahr inszenierte Schulze das poetisch-erzählende Werk in der dritten Episode mit „Himmel, Hölle, Halleluja!“. Am Freitagabend wurde die Premiere gefeiert.
Im ersten Stück wurde am Beispiel des Kuhhirten Krischan Klammbüdel (Helge Koch) das gesellschaftliche System in dem idyllischen Dorf entlarvt. Die Kinder beweisen Haltung und Gerechtigkeitssinn.
Sie agierten auch in der zweiten Episode „Der Müller muss weg“ mit tragenden Rollen neben Gert Klotzek als böser Müller. Der gibt nun im dritten Teil den näselnden Superintendenten Sanftleben,
der mit seinen Fragen an den Armenhäusler Johannes Bärensprung (Vincent Fiedler aus Richtenberg) ins Fettnäpfchen tritt. Der kluge Bursche brüskiert ihn mit seinen Antworten.
Kern der Geschichte ist der Streit des Pastors Breithaupt (Heribert Gietz) mit dem bekennenden Sozi Gottlieb Grambauer (Dirk Möller). Der eine rezitiert Bibelverse, der andere Bebel. „Du bist
Sozi und willst die Welt verändern, und ich will die Menschen ändern“, sagt der Pastor in seiner aufreibenden Rolle, die er exzellent spielt. Vor Gram trinkt er oft beim Wirt (Gerd Scharmberg)
einen über den Durst. Zum Leidwesen seiner Tochter Ulrike (Julienne Holz), die das liebevoll erträgt.
Frisches Blut kommt mit Michael Jäger (40), der zu Gott erhöht wird, und mit dem Teufel Thomas B. Franz (28) ins Spiel. Im Dialog um die Herrschaft über die Menschheit liefern sie ein
musikalisches Duell, das sich durch den zweiten Teil des Stückes zog. „Alles, was du kannst, das kann ich viel besser “ Beide Mimen studierten Tanz, Gesang und Schauspiel an der Stage School in
Hamburg; Bari-Tenor Thomas B. Franz zusätzlich an der Stage Art Musical School.
Gott und Teufel hat Holger Schulze frei erfunden. Ihr Auftritt wird überraschend auf „engelhafte Weise“ vorbereitet! — „Das sind Heiden und das werden sie auch bleiben“, sagt Luzifer, der den
Kirchturm besetzt hat und lauthals ruft: „Sie machen immer noch das, was ich will.“ Gott antwortet: „Dass ich nicht lache. Schließlich habe ich sie erschaffen.“ Aber der Teufel reißt das Publikum
enorm mit. Es macht, was er will. Es singt mit, johlt und klatscht, wenn er sich in Rage spielt. „Siehst Du, sie folgen mir“, ruft er und schaut verschmitzt.
„Ich gehe am liebsten zur Premiere, weil da die Spannung noch so groß ist. Da steigt der Adrenalinspiegel am höchsten“, sagt Sprechstundenschwester Ines Brusch aus Born in der Pause. Verlegerin
Angelika Kleinfeldt aus Bentwisch ist begeistert: „Die Kinder spielen profimäßig. Das erwartet man gar nicht.“
Die beiden Nachwuchsschauspieler Bennit Schulz (Martin) aus Dömitz an der Elbe und Vincent Fiedler legen sich auch ins Zeug, wenn es um das Pflügen von Pastors Acker geht, beim Wunderheiler Oll
Kucklasch (Hartmut Dobecki) oder beim Eierpicken. „Die Kinder spielen echt, unverfälscht, typbesetzt“, sagt Dirk Möller (Gottlieb Grambauer). „ Viele sind extrem begabt. Sie müssen das nicht. Sie
wollen das und machen es mit großer Leidenschaft.“ Holger Schulz leiste zusammen mit Produktionsleiterin Sylvia Karow hervorragende Arbeit.
Die Premiere wurde am Freitagbend mit großem Applaus in der ausverkauften Freilichtbühne in Born gefeiert.
Born
Darß-Festspiele feiern Premiere
Born. Premiere am Freitagabend bei den Darß-Festspielen in Born (Vorpommern-Rügen). Intendant und Regisseur Holger Schulze inszenierte die dritte Episode „Himmel, Hölle, Halleluja!“ von
dem Stück „Die Heiden von Kummerow“.
„Ich gehe am liebsten zur Premiere, weil da die Spannung noch so groß ist. Da steigt der Adrenalinspiegel am höchsten“, sagt Sprechstundenschwester Ines Brusch aus Born in der Pause. Verlegerin
Angelika Kleinfeldt aus Bentwisch ist begeistert: „Die Kinder spielen profimäßig.“
Das Stück wird noch bis zum 26. August auf der Freilichtbühne in Born gezeigt.
OSTSEE-ZEITUNG, 13.06.2015
Born
Proben für Darß-Festspiele laufen auf Hochtouren
Fünftklässler Bennit Schulz fährt drei Mal in der Woche rund 200 Kilometer von Dömitz an der Elbe nach Born , um in dem Stück mitspielen zu können.
13.06.2015 04:30 Uhr
In vier Wochen ist Premiere: Die Proben für die Darß-Festspiele in Born laufen auf Hochtouren.
Born. Nur noch vier Wochen bleiben bis zur Premiere des Freiluftstückes der Darß-Festspiele am 10. Juli in Born (Vorpommern-Rügen). Die Proben für das Stück „Himmel, Hölle,
Halleluja“, eine Fortsetzung der Geschichte um die „Heiden von Kummerow“ läuft auf Hochtouren.
Rekordhalter unter den Kindern bezüglich des Anreiseweges ist der elfjährige Bennit Schulz aus Dömitz an der Elbe. Seine Mutter chauffiert ihn dreimal pro Woche zu den Proben, eine einfache Tour
ist 216 Kilometer lang und dauert fast drei Stunden. „Möglich ist das Ganze aber nur, weil mich meine Klassenlehrerin an den Tagen nach den Vorstellungen vom Unterricht freistellt“, räumte der
Junge ein. Während der Schulferien werden die abendlichen Vorstellungen kein Problem für die Dömitzer Familie sein – sie will dann sowieso ihren Urlaub auf dem Borner Campingplatz
verbringen.
Intendant, Autor und Regisseur Holger Schulze bedauert allerdings die für ein Freiluftspektakel relativ frühe Spielzeit. „Wegen der Kinder müssen wir pünktlich um 22 Uhr Schluss machen. Weil es
dann fast noch hell ist, würden schöne Licht- und Beleuchtungseffekte kaum zur Geltung kommen.“ Von der Beantragung von Ausnahmegenehmigungen für die jungen Darsteller, zumindest für die
Ferienzeit, halte ihn der zu erwartende Aufwand ab. Es seien sowieso schon Unmengen von Genehmigungen für die jungen Darsteller eingeholt worden.
OSTSEE-ZEITUNG 13.05.2015
Jungs gesucht für neue Inszenierung
Die Darß-Festspiele werden in dieser Saison eine weitere Episode aus dem Roman „Die Heiden von Kummerow“ von Ehm Welk auf die Freilichtbühne in Born bringen.
Born. Die Darß-Festspiele werden in dieser Saison eine weitere Episode aus dem Roman „Die Heiden von Kummerow“ von Ehm Welk auf die Freilichtbühne in Born bringen. Die Geschichte dreht
sich vor allem um den innerdörflichen Streit des Pastors Breithaupt mit Martins Vater. Der Grambauer ist ein bekennender Sozi und gerät immer wieder in Konflikt mit der klerikalen Obrigkeit.
Für die neue Inszenierung „Die Heiden von Kummerow 3 — Himmel, Hölle, Halleluja!“ führen die Festspiele am 20. Mai ab 18 Uhr in im Borner Hof ein Casting für Kinder zwischen neun und zwölf Jahren
durch. Gesucht werden ausschließlich Jungen, da die Mädchenrollen bereits vergeben sind. Alle Rollen werden mehrfach besetzt, sodass auch eine Urlaubsplanung der beteiligten Kinder gesichert ist.
Insgesamt werden 24 Vorstellungen gespielt. Für die Kinder gibt es eine Aufwandsentschädigung. Die Fahrtkosten zu Proben und Vorstellungen werden erstattet.
Interessierte Eltern melden sich bitte bis spätestens 18. Mai per E-Mail unter info@darss-festspiele.de mit dem Betreff „Kinder-Casting“. Mit der Bestätigungsmail erhalten sie dann einen kurzen
Text, der für das Casting vorbereitet werden sollte. Es wird kein Vorsprechen geben, sondern eine lockere Arbeitsprobe mit den Kindern stattfinden.
Fragen werden auch unter ☎ 038234-55812 beantwortet.
OSTSEE-ZEITUNG 16.01.2015
Dierhagen. „Es ist so wie bei einem großen Treffen mit Freunden. Man kennt sich, hat sich lange nicht gesehen und hat endlich einmal Zeit in angenehmer Atmosphäre füreinander“, sagt Jan
Brumshagen, einer der Gäste beim 19. Winterball des Lions-Clubs, der am Sonnabend im Strandhotel Fischland in Dierhagen stattfand. Gemeinsam mit Partnerin Britta Eglesi hat er gerade mit viel
Spaß ein Paar-Shooting absolviert. „Die Gäste lassen sich gerne bei so einer Gelegenheit fotografieren. Alle sind gut gelaunt und haben sich schick angezogen“, lächelt Fotograf Siegfried
Bergander.
Genau das ist das Ansinnen des Lions-Clubs Ribnitz-Damgarten, der an diesem Abend eingeladen hatte: Die gut 270 Gäste sollen einen netten Abend bei guten Gesprächen verbringen und sich wohl
fühlen.
Ganz nebenbei wurde, wie in jedem Jahr, auch noch Geld für einen guten Zweck eingesammelt.
In diesem Jahr wurden dafür die Darß-Festspiele ausgewählt. „Wir benötigen eine stabile Überdachung für die Zuschauer“, erklärt Holger Schulze, Intendant der Darß-Festspiele. So hatte Holger
Schulze bei der Eröffnung des Balls die Gelegenheit, sein Festspiel-Projekt kurz vorzustellen und rührte kräftig die Werbetrommel für die Tombola des Abends, deren Einnahmen als Spende für die
Anschubfinanzierung der Überdachung gedacht sind.
1000 Lose wurden letztlich verkauft, so dass sich Holger Schulze auf eine beträchtliche Summe freuen kann. „Wie viel es genau ist, werden wir in den kommenden Wochen feststellen, wenn die
Abrechnungen des Abends abgeschlossen sind“, so Marc Fiege, Geschäftsführer des Gutes Darß und diesjähriger Präsident des Lions-Clubs. Doch zunächst einmal sollten alle Gäste, die aus Wirtschaft,
Politik, Kunst und Kultur gekommen waren, den schönen Abend genießen.
Dass alles reibungslos ablief, dafür sorgte Isolde Heinz, Gastgeberin des Abends. Die Chefin des Strandhotels Fischland hatte ihre Blicke scheinbar überall, war mit schnellen Schritten immer am
Brennpunkt des Geschehens und hatte dennoch für jeden ein freundliches Lächeln oder mal einen lieben, aber festen Händedruck. „Für unser Hotel sind solche Abende sehr wichtig. Hier trifft sich
die Region. Das ist ja eher selten an so einem Ort, der überwiegend von Urlaubern angesteuert wird“, erklärt Isolde Heinz, die mit 60 Mitarbeitern für das Wohl ihrer Gäste sorgte.
Und wer angesichts des guten Essens (unter anderem Consommé double vom Darßer Rind) Sorge um seine Figur hatte, der konnte bei guter Musik im Foyer des Hauses tanzen. Jaqueline Bourlanger und
Band waren für die musikalische Begleitung des Abends zuständig.
Gegen Mitternacht überraschte die Crew des Strandhotels ihre Gäste mit einer Riesen-Eistorte, die noch einmal für einen Ansturm auf die Dessert-Bar sorgte.
Dann der Höhepunkt, die Auslosung der sechs Hauptpreise. Der Stich von Jo Jastram, wohl neben dem Wellness-Wochenende das Highlight unter den Preisen, ging nach Kühlungsborn: Gertrud Becker war
auf Einladung von Stefan Schmidt aus Dettmannsdorf zum Winterball nach Dierhagen gekommen. „Meine Frau Karin und ich waren enge Freunde von Jo Jastram und so freut es uns sehr, dass der Stich an
Frau Becker geht“, erzählt der Unternehmer Schmidt. Klingt wie ein kleines Happy End des Abends.
Darß-Festspiele knacken den Rekord
In diesem Jahr kamen bis jetzt bereits mehr als 10 000 Besucher.
27.08.2014 00:00 Uhr
Holger Schulze blickt beruhigt in die Zukunft. Das Stück „Die Heiden von Kummerow 2 - Der Müller muss weg“ war ein voller Erfolg.
Born. Mit gut 10 000 Besuchern haben die Darß-Festspiele 2014 den Vorjahreserfolg eingestellt. An den Erfolg der diesjährigen Spielzeit wollen die Darß-Festspiele auch 2015
anknüpfen.
Dann dürfen sich die Freunde von Freilicht-Theater auf ein Wiedersehen mit den „Heiden von Kummerow“ freuen: Himmel, Hölle, Halleluja heißt die dritte Folge aus der Romanvorlage von Ehm
Welk. Den Grund für den guten Zuspruch sieht der Vorsitzende des Festspielvereins und Intendant der Aufführungen, Holger Schulze, nicht allein in gutem Wetter.
„Wir sind professioneller geworden“, sagt der Schauspieler. Sämtliche erwachsenen Mitwirkenden verdienten in der Branche ihre Brötchen. Und dann die Kinder: „Man konnte deutlich merken,
dass die ihre 2013 gemachten Erfahrungen während des Winters hervorragend verarbeitet haben“, betont er.
Holger Schulze hat mit der Entscheidung für eine weitere Episode aus dem Werk Ehm Welks den Geschmack der Theaterfreunde genau getroffen. Zu tiefgründig dürfen die Stücke nicht sein. Der
„Raub der Sabinerinnen“ im Jahr 2010 mit vergleichsweise geringen Zuschauerzahlen bestätigen Holger Schulze. Die Entscheidung, auch 2015 wieder mit einem Stück aus dem schier
unerschöpflichen Fundus komischer Begebenheiten in den „Heiden von Kummerow“ an den Start zu gehen, fiel nicht schwer. Im kommenden Jahr schickt Holger Schulze den Vater Grambauer, im
Welk‘schen Werk „eine Art Sozi“, in den Kampf gegen den Pastor. „Das wird sehr heiter werden“, ist der Schauspielchef überzeugt. Es würden aber auch ernstere Hintergedanken anklingen.
Angefangen, die Texte für die Aufführung der Darß-Festspiele zu schreiben, hat Holger Schulze schon längst.
Dass es dann wieder derb zur Sache gehen wird, das ist sicher. Denn gerade diese Rohheit, gepaart mit einer kräftigen Portion Bauernschläue, kommt beim Publikum gut an, wie Holger Schulze
sagt. Der Charakter des ursprünglich in Vorpommern angesiedelten Stückes passe auch ganz gut auf Land und Leute in dieser Region.
Geradezu überwältigt zeigt sich Holger Schulze vom Vorverkauf. In diesem Jahr wurden so deutlich mehr Karten verkauft als an der Abendkasse. Und: Selbst an Abenden mit dunklen Wolken
saßen regelmäßig an die 300 Zuschauer auf den Bänken.
Letzte Aufführungen des Stücks „Die Heiden von Kummerow 2 — Der Müller muss weg“ finden heute und am Freitag statt. Beginn: 20 Uhr. Karten unter ☎ 030/2 01
Festspiele führen „Heiden von Kummerow“ 2015 fort
Dank der Romanvorlage von Ehm Welks reiten die Darß-Festspiele in Born (Vorpommern-Rügen) auf einer Erfolgswelle. Es wurde wieder die Marke von 10 000 Besuchern geknackt.
26.08.2014 16:58 Uhr
Holger
Schulze blickt beruhigt in die Zukunft. Das Stück „Die Heiden von Kummerow 2 - Der Müller muss weg“ war ein voller Erfolg. Daran will der Intendant der Darß-Festspiel auch 2015
anknüpfen.
Born. Weil's so schön war, gibt es im kommenden Jahr die dritte Spielzeit mit Episoden aus den „Heiden von Kummerow“. Die Romanvorlage Ehm Welks entpuppt sich für die Darß-Festspiele
als Glücksgriff: Zum zweiten Mal in Folge wurde die Marke von 10 000 Besuchern geknackt. Die derben Späße kommen beim Publikum so gut an, dass Festspiel-Intendant Holger Schulze auch im
kommenden Jahr neue Episoden auf die Borner Freilichtbühne bringen wird. Dann schickt er unter dem Titel „Himmel, Hölle, Halleluja“ Vater Grambauer und den Pastor in vergnügliche
Auseinandersetzungen.
Dass in diesem Jahr trotz teilweise wenig theaterfreundlichen Wetters so viele Besucher kamen, macht Holger Schulze auch an der Professionalität der Mitwirkenden fest. Am Freitag ist die
letzte Vorstellung der Darß-Festspiele in diesem Jahr zu erleben.
Darß-Festspiele: Borner Heiden umjubelt
Vor allem die Kinder eroberten bei der Premiere auf der Freilichtbühne die Herzen der rund 500 Zuschauer.
Born. „Deutschland hat 1:0 gegen Frankreich gewonnen. So gut spielen werden wir bestimmt“, begrüßte Intendant Holger Schulze die 500 Zuschauer zur Premiere der „Heiden von Kummerow“ am
Freitagabend in Born. Für die Fußballfans unter den Gästen war extra 20 Minuten später mit der Aufführung begonnen worden.
Diesmal warteten die Darß-Festspiele mit der Episode „Der Müller muss weg!“ auf. Grundlage der Inszenierung ist der berühmte Roman von Ehm Welk. Die Geschichte dreht sich vor allem um den bösartigen
Müller Düker (Gert Klotzek), der Mensch und Vieh drangsaliert. Der muss weg, darin sind sich die Dorfbewohner einig.
Er besitzt die Mühle, Pferde und Wagen und lässt den Friesen und den Schimmel vom Kutscher (John Kafka) über die eigens für das Stück angelegte Straße galoppieren. Dort spielen auch die Kinder mit
ihren Taschenmessern „Blanksiet“ und „Schietsiet“ und gehen mitunter kreischend aufeinander los.
In der idealen Premierenbesetzung werden die sozialen Unterschiede sichtbar. Vincent Fiedler, der den weiten Weg zum Spielort immer aus Richtenberg antritt, spielt beispielsweise den Armenhäusler
Johannes. Den Kontrast dazu bietet die kleine, vornehme Gräfin Komtesse Charlotte, gespielt von Lina Marie Hentschel aus Pruchten. Sie verblüfft die Dorfkinder mit ihrem Plattdeutsch.
Der Kuhhirte Krischan — verkörpert von Helge Koch, der seit Kindesbeinen mit Leidenschaft auf der Bühne agiert — klärt die Kinder darüber auf, woher das Spiel „Metza, Metza, blanke Siet“ eigentlich
kommt. „Im Grunde geht es doch darum, mit Geschicklichkeit und List zu verhindern, auf die ‘Schietseite‘ des Lebens zu kommen“, sagt er zu den Lütten.
Die Dorfkinder hecken allerlei Späße aus, um den Müller zu vertreiben. Die Gesten stimmen, die Pointen sitzen. Ein amüsantes Miteinander liefern auch volltrunken Sonja Hahm in der Rolle von Adele
Kienbaum und Petra Schwaan- Nandke als Auguste Grambauer, die den gleichfalls betrunkenen Pastor Breithaupt (Heribert Gietz) vor seinem Haus von der Schubkarre kippt. Sehr zum Entsetzen von Tochter
Ulrike, die Aileen Rust aus Barth gekonnt mimt.
Hat der Borner John Kafka vom Reiterhof als Kutscher die Zügel fest in der Hand, so laufen alle Fäden bei der geborenen Berlinerin Sylvia Karow zusammen. Die Produktionsleiterin stellt sich zum
dritten Mal in Folge den Herausforderungen der Darß-Festspiele, die Holger Schulze 2003 ins Leben rief und nun mit Hilfe des Borner Bürgermeisters Gerd Scharmberg fest verankert sieht. Der spielt im
Stück den Dorfschulze und Krugwirt von Kummerow, und ist in der Rolle stets angesäuselt.
Für zusätzliche Stimmung und dafür, dass es zur rechten Zeit richtig kracht, sorgte bei der Premiere der vielseitig begabte Tontechniker Holger Weise.
Bei den Heiden von Kummerow geht es bannig humorig zu und das mit wechselnden Kinderschauspielern während der Saison. Da lohnt es sich, auch die folgenden Aufführungen zu besuchen — auf Hochdeutsch
oder „up Platt“.
OSTSEE-ZEITUNG
Born; 03.07.2014
Darß-Festspiele: Premiere später wegen WM
Morgen werden die „Heiden von Kummerow “ in Born gezeigt.
Born. Auch Fußballfans können morgen bei der Premiere der Darß-Festspiele dabei sein. Das Stück „Die Heiden von Kummerow — Der Müller muss weg“ wird aufgrund des Deutschlandspiels bei
der WM in Brasilien 20 Minuten später aufgeführt als geplant. Das teilte Intendant Holger Schulze gestern mit. Die Kasse bleibe für Zuspätkommer wegen eines eventuellen Elfmeterschießens auch
danach weiter geöffnet.
Insgesamt wird es in diesem Jahr 28 Aufführungen des Stückes während der Darß-Festspiele auf der Borner Freilichtbühne geben — in Plattdeutsch sowie in Hochdeutsch. Zudem gibt es auf der
Bühne auch Kabarett, Konzert und Kinderprogramm im Juli und August.
Wegen des großen Erfolges im vergangenen Jahr, wird auch 2014 eine Episode der „Heiden von Kummerow“ geben. Grundlage der Inszenierung ist wieder der gleichnamige Roman von Ehm Welk. Das
Stück beschreibt das Leben im Pommern der Vorkriegsjahre auf äußerst komödiantische Art und Weise — ein Spaß für Kinder und Erwachsene. Deshalb werden auch wieder Familien-Vorstellungen um 17
Uhr angeboten.
Die Geschichte dreht sich vor allem um den bösartigen Müller, der Mensch und Vieh quält. Die „Heiden" von Kummerow, also die Kinder des Dorfes, wollen ihm einen Denkzettel verpassen oder am
liebsten aus Kummerow vertreiben.
Darß-Festspiele: Premiere am 4. Juli um 20.20 Uhr, Freilichtbühne in Born, Chausseestraße 64.
OSTSEE-ZEITUNG, 20.02.2014
Darß-Festspiele doch noch gerettet!
Die Landesregierung wollte der Kulturveranstaltungsreihe die Förderung streichen. Erst nach einem Aufschrei in der Region lenkte das Brodkorb-Ministerium ein.
Born. Haarscharf am Aus sind die Darß-Festspiele vorbeigeschrammt. Die Landesregierung hatte den Theatermachern die jährliche Finanzspritze versagt. Für den Vereinsvorsitzenden
und Intendanten Holger Schulze hätte das das wahrscheinliche Aus für die beliebten Festspiele bedeutet. Er startete kurzerhand eine Online-Petition für die Fortsetzung der Förderung.
Binnen kurzer Zeit fanden sich hunderte Unterstützer der Forderung. Auch die Kreisverwaltung Nordvorpommern-Rügen warb für die weitere Förderung durch das Land. Nicht zuletzt sprang die Kommune
Born auf dem Darß für die Theatermacher in die Bresche.
In seinem Schreiben ans Brodkorb-Ministerium verwies Bürgermeister Gerd Scharmberg (Bürger für Born) auf die Investitionen seitens der Kommune für den Festspielverein. So wurden Geld und
Arbeitskraft mobilisiert, um hinter der einstigen Oberförsterei Darß eine Spielstätte für den Festspielverein zu schaffen.
Die Darß-Festspiele begeistern inzwischen in der elften Spielzeit. In diesem Jahr werden weitere Episoden aus der Saga „Die Heiden von Kummerow“ gezeigt. Dafür werden auch mitspielende Kinder
gesucht.
Am Samstag, dem 1. März, findet von 10 bis 14.30 Uhr ein Kinder-Casting im Borner Hof statt.
Heidenspaß mit Heiden von Kummerow
Heiden von Kummerow: Gelungene Premiere
Premiere am Freitag in Born gefeiert. Herzerfrischende Kinderschar umjubelt.
Born. Die Abendsonne scheint. Gänse schnattern laut. Kühe und Kälber weiden. Große Milchkannen stehen in der Wiese. Vor dieser idyllischen Kulisse feiern am Freitag „Die Heiden
von Kummerow“ Premiere in Born. Das Publikum ist so aufgeregt wie die Kinder. Alle Bänke sind voll besetzt.
„Dadurch, dass so viele Kinder mitspielen, kommt auch die Verwandtschaft“, sagt Techniker Holger Weise. Er legt Musik auf, die an den gleichnamigen Film denken lässt. Das Theater beginnt. Pastor
Breithaupt (Heribert Gietz) tritt aus seinem Haus heraus, freut sich über den Frühlingstag, der den jungen Saft in die alten Bäume am Mühlbach gejagt hat, und lässt seine Gänse aus dem Stall, die
er wohlwollend betrachtet. Es ist der letzte Schultag vor den Osterferien. Wie eine Schar Spatzen fliegen die Schüler hinaus. Sie zieht es an den Mühlbach zum Heiden-Döpen, ein alter Brauch. Es
ist der erste Tag, an dem man barfuß läuft.
„Wer es am längsten aushielt, im kalten Wasser stillzustehen, wurde König und konnte sich unter den Mädchen, die mit Kränzen aus Sumpfdotterblumen am Ufer standen, eine Königin wählen.“ Doch
schon donnert des Pastors Stimme. „Martin Grambauer!“ Ihn hält er zurück. „Du bist von jetzt an Erster, höre ich.“ Während die Dorfjungen mit aufgekrempelten Hosen schon im Wasser bibbern,
erwartet der Pastor von Martin, das er dem Mühlbach fernbleibt, auch die anderen davon fernhält und alle meldet, die dem Verbot zuwiderhandeln. Den mimt zur Premiere hervorragend Thorben Walz
(11) aus Ribnitz.
Gelangweilt hört er sich die Predigt an und entfaltet feinsinnige Gedanken, die den Pastor in Rage und die Zuschauer zum Lachen bringen.
Martin ist die Hauptfigur im Stück wie der alte taprige und schmuddlige Kuhhirte Krischan Klammbüdel (Helge Koch), der rechtzeitig zum Wettstehen auftaucht. Er wird von den Dorfkindern geliebt,
aber auch hellhörig ausgefragt und beäugt. Pfarrers Tochter Ulrike (Aileen Rust aus Barth), führt klug und gewandt die Dorfjugend an.
Mit viel Witz und Humor bewegen sich zehn Kinder plattdeutsch geschult und herzerfrischend auf der Bühne wie im Leben. Frisuren und Kleider geben den Mädchen einen besonderen Zauber. Gemeinsam
bringen sie Schwung in das Stück und zeigen trotz ihrer Streiche den unverdorbenen Sinn, wenn es um Gerechtigkeit geht, anders die Erwachsenen wie der süffelnde Wirt und Dorfschulze (Gerd
Scharmberg), der wegen eigener Amtsunterlassung den Kirschan mit Hilfe des Pfarrers abschieben will. Doch da gibt es noch die Obrigkeit, Gendarm Niemeier (Herbert Seidel).
Vergnügliche Szenen und derbe Wortgefechte liefern Petra Schwaan-Nandke als Auguste Grambauer und Sonja Hahm in der Rolle von Adele Kienbaum. Mit tosendem Beifall, Bravorufen und Pfeifkonzerten
bejubelte das Publikum die Schauspieler. Am Ende holte Anna Grambauer (Julienne Holz aus Pruchten) Holger Schulze auf die Bühne. Der Intendant der Darß-Festspiele hat den Roman von Ehm Welk für
die Freilichtbühne Born als „Die Heiden von Kummerow und ihre lustigen Streiche“ bearbeitet. Mit dem Stück gelingt ihm ein Meisterwerk der Zusammenarbeit zwischen Schauspielern, Kindern, Eltern
und Obrigkeiten.
Born — Ein waschechtes Pommern-Stück feiert heute auf dem Darß Premiere. Um 20 Uhr gibt es auf der Borner Freilichtbühne die Bühnenfassung von Ehm Welks „Die Heiden von Kummerow und ihre
lustigen Streiche“ auf Plattdeutsch zu sehen. Die OZ sprach vorab mit Intendant Holger Schulze (56) über die Lokalprominenz und talentierte Kinder auf dem Darß.
OSTSEE-ZEITUNG:Nach den Darßer Schmugglern und anderen Stücken haben Sie sich im Jubiläumsjahr „Die Heiden von Kummerow“ vorgenommen. Warum?
Holger Schulze: Das wollte ich eigentlich schon lange machen, weil es einfach eine Geschichte aus Pommern ist. Ehm Welks Werk ist in der Region zu Hause und gehört für mich zur
Weltliteratur.
Bislang haben wir uns aber immer schwer damit getan, weil man für das Stück viele Kinder braucht und das schwer zu bewerkstelligen ist.
OZ:Es scheint aber geklappt zu haben...
Schulze: Ich muss sagen, das war eine logistische Meisterleistung. Insgesamt sind 14 Kinder beteiligt, die sich unter anderem sechs Hauptrollen teilen. Wir brauchten die
Zustimmung der Eltern, der Schule, vom Arzt usw. Das war ein großer Aufwand. Aber es hat sich gelohnt. Schon beim Casting war ich total überrascht, wie viele Talente es gibt. Und die Kinder, die
mitspielen, haben sich im Laufe der Proben toll entwickelt. Fast alle sind von der Freien Schule Prerow, die uns eine super Zusammenarbeit ermöglicht hat.
OZ:Da passt es ja eigentlich ganz gut, dass es sich bei dem Welk-Werk auch um ein Schulbuch handelt, oder?
Schulze: Das Bedauerliche ist, dass es in den Schulen wohl nicht mehr behandelt wird. Viele Kinder kannten das Buch nicht oder wenn doch, dann von zu Hause oder durch den Film.
Das finde ich schade.
OZ:Bei der Rollenbesetzung soll es ja auch Lokalprominenz geben. Der Borner Bürgermeister spielt sich selbst?
Schulze: Ja, Gerd Scharmberg wird bei vielen Vorstellungen den Dorfschulzen geben, wir dachten, es wäre witzig, wenn er sich dieses Mal selbst spielt. Und er snackt ja auch ganz
hervorragend Platt. Vor einigen Jahren war er ja schon mal dabei. Lustig ist auch die Besetzung unseres Hauptdarstellers Helge Koch. Er arbeitet bei uns im Einwohnermeldeamt, wird aber in der
Rolle des Vertriebenen Krischan zu sehen sein. Er spielt den, der selbst Opfer der Behörden wird und keinen Ausweis bekommt. Außerdem werden bei dem Stück Gänse auf der Bühne herumlaufen, die
dafür vorab trainiert werden mussten.
OZ:Im vergangenen Jahr gab es einen Besucherrekord. Wie viele Vorstellungen sind im Jubliäumsjahr geplant?
Schulze: Es stimmt, das vergangene Jahr war mit 2009 von den Besuchern her das Beste. Da hatten wir zwischen 8000 und 10 000 Zuschauer. In diesem Jahr sind die Ferienzeiten
allerdings ungünstig, viele Bundesländer haben gleichzeitig Ferien, so dass wir die Saison früher beenden und insgesamt auf 25 Vorstellungen plus Konzerte und Kabarett kommen. Es gab Jahre, da
sind wir 40 Mal aufgetreten.
OZ:Wird heute Abend das zehnjährige Bestehen ordentlich gefeiert?
Schulze: Nach der Premiere feiern wir unser rundes Jubiläum natürlich. Peter Eidam wird Musik machen und wir werden die neue Gastronomie ausprobieren.
Erstmals auch Familienvorstellungen
Die Geschichte der „Heiden von Kummerow“:
Das Stück beschreibt das Leben im Pommern der Vorkriegsjahre auf äußerst komödiantische Weise. Besonders die Kinder (die Heiden) zeigen so manchen Missstand in der Welt der Erwachsenen
auf.
Allen voran der zehnjährige Bauernsohn Martin Grambauer. Pastor und Lehrer bemühen sich, ihn und seine Freunde zu gottesfürchtigen Bürgern zu erziehen, doch alte heidnische Bräuche sind
der Dorfjugend — und deren Eltern — wichtiger als wilhelminischer Geist.
Familienvorstellungen im Juli:
8. Juli, 15. Juli und 29. Juli jeweils um 17 Uhr
Up Platt:
14. Juli um 15 Uhr, 22. Juli um 17 Uhr
Hochdeutsch:
10. Juli, 12. Juli, 17.Juli, 19. Juli, 24. Juli, 26. Juli und 31. Juli um jeweils 20 Uhr
Konzerte und Kabarett:
21. Juli um 17 Uhr Gerhard Schöne, Kinder- und Familienkonzert,
25. Juli um 20 Uhr Leipziger Pfeffermühle Kabarett
Premiere: Scharmberg als Dorfschulze
Mit diesem Stück auf der Naturbühne starten die Darß-Festspiele in die neue Saison.
Darß-Festspiele bringen Ehm Welk auf die Bühne
Die „Heiden von Kummerow“ sollen Anfang Juli in Born (Kreis Vorpommern-Rügen) ihre Premiere feiern.
Born. In diesem Jahr feiern die Darß-Festspiele ihr zehnjähriges Bestehen. Mit einer Adaption von „Die Heiden von Kummerow und ihre lustigen Streiche“ wollen die Akteure in
mehrfacher Hinsicht ein neues Niveau erklimmen. Die Romanvorlage von Ehm Welk hat für den Chef des Festspielvereins, Holger Schulze, ein höheres literarisches Niveau als die früheren von
Lokalkolorit geprägten Schmuggler-Geschichten.
Erstmals stehen in diesem Jahr auch Kinder auf der Bühne. Damit Jugendschutzrichtlinien eingehalten werden, fangen die Stücke in diesem Jahr früher als gewohnt an.
Premiere ist am 7. Juli. Aufgrund des hohen logistischen Aufwands wird das Rahmenprogramm abgespeckt.
Als Experiment wertet Holger Schulze die neue Reihe „Märchen im Kleinformat“. Jeweils als Zweipersonenstücke werden die Märchen Dornröschen sowie Hase und Igel im Darßer Sommertheater gezeigt.
Darß-Festspiele e.V.
Chausseestraße 64
18375 Born a. Darß